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AutorenbildChristian Eckardt

Bremer Senat gibt 5,3 Millionen Euro Planungsmittel für Neuordnung des Baggereibetriebes frei



Flotte von Bremenports soll modernisiert werden, Eimerkettenbagger soll abgeschafft werden


Bremenports will seine Nassbaggerei für die Unterhaltung der Zufahrten und der bremischen Hafenbecken neu ordnen, hierfür hat der Bremer Senat 5,3 Millionen Euro für die nächsten zwei Haushaltsjahre bewilligt, um in den nächsten Jahren ein umfangreiches Modernisierungskonzept auf den Weg zu bringen.


Ein Großteil der von der Baggereiabteilung eingesetzten Spezialschiffe ist mittlerweile zwischen 40 und 50 Jahre alt und fast ständig im Dauereinsatz. Diese sorgen dafür, dass die bremischen Häfen durchgehend betriebsbereit sind und Hafenbecken wie Zufahrten den See- und Binnenschiffen durch die Entfernung von Sand und Schlick ausreichende Tiefen bieten können,


Die meisten der Fahrzeuge haben nun das Ende des Lebenszyklus erreicht. Daher hatte die Hafensenatorin Frau Dr. Claudia Schilling schon im März 2022 Bremenports mit der Erstellung eines Konzeptes für die zukunftssichere und wirtschaftliche Unterhaltung der bremischen Häfen beauftragt. Zudem soll dabei auch die Klimaneutralität der zukünftigen Baggereiflotte betrachtet werden.


Dazu Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen: "Unsere Nassbagger-Flotte sorgt dafür, dass die bremischen Häfen 365 Tage im Jahr betriebsbereit sind. Mit der Erneuerung der Flotte wollen wir die Erhaltung der Wassertiefen künftig wesentlich effizienter als bisher betreiben und bei den Arbeitsschiffen perspektivisch emissionsfreie Antriebe einsetzen."


Immerhin müssen im Jahr bis zu 750.000 Kubikmeter Schlick allein in den Bremerhavener Häfen bewegt werden, davon bis zu 300.000 Kubikmeter vor der Stromkaje, bis zu 350.000 Kubikmeter in den Überseehäfen, wovon die Hälfte belastet und somit gesondert verwertet werden muss. Weiterhin fallen rund 100.000 Kubikmeter Schlick jährlich im landeseigenen Fischereihafen an. In Bremen stellt sich die Situation ein bisschen anders dar, da in der Stadt Bremen durch die langjährigen positiven Erfahrungen mit dem hydrodynamischen WI-Verfahren (Wasserinjektion-Verfahren) in der Regel keine konventionellen und zu entsorgenden Baggermengen entstehen. Bei diesem Verfahren wird mit einem Wasserstrahl der Schlick am Flussgrund aufgelockert und aufgewirbelt und in Schwebe gehalten und mit dem Tidenstrom der Weser herausgetragen wird.


Maßgeblich für das künftig angestrebte Baggerei-Konzept von Bremenports sind somit die auf langjährige Erfahrungen gestützten Vorteile des WI-Verfahrens. So konnte insbesondere im Bereich der fünf Kilometer langen Containerkaje nachgewiesen werden, dass dort bei einer Intensivierung des WI-Spüleinsatzes zugleich die konventionelle Baggerung maßgeblich reduziert werden konnte.



Somit ist zukünftig geplant, in den Bereich vor den Schleusen und an den Stromkajen, das WI-Verfahren deutlich zu verstärken und hier den Schwerpunkt der eigenen Baggerei zu setzen. Da dies nur mit einer Erhöhung der WI-Gerätekapazitäten und damit einhergehend mit dort steigendem Personalaufwand möglich ist, sieht das Konzept zugleich vor, die konventionelle Baggerung hinter den Schleusen mittels Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ aufzugeben und in den Bereichen stattdessen auf die Beauftragung von Drittfirmen und den Einsatz von Saugbaggern zu setzen. Dies wird dazu führen, dass den Einsatz von externen Laderaumsaugbaggern gegenüber dem bisherigen, über 40 Jahre alten Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ deutlich mehr und schneller Baggergut gebaggert, transportiert und entleert werden kann. Dies verbessert zusätzlich die Leistungsfähigkeit der „Integrierten Baggergutentsorgungsanlage“ in Bremen-Seehausen.


Durch den erhöhten Einsatz von WI-Geräten an den Stromkajen in Bremerhaven soll zudem erreicht werden, dass die Verbringstellen, die der Bund Bremen zur Verfügung stellt, zukünftig deutlich weniger in Anspruch genommen werden müssen, was zu einer Kostenreduzierung für die Bremischen Häfen führt. Durch die Reduzierung der eigenen Baggerung in den abgeschleusten Hafenarealen in Bremerhaven ist eine entsprechende Erhöhung der Leistungen Dritter erforderlich, so dass es unter dem Strich keine Veränderung der externen Kosten geben soll.


Somit wird Bremenports nun auf die vor ein paar Jahren einmal angedachte Anschaffung eines eigenen Saugbaggers verzichten, hierfür aber zusätzliche Wasserinjektionsgeräte anschaffen. Zudem hat sich auch ergeben, dass das eigenen nautische Personal nicht die notwendigen Patente für den Betrieb von Seeschiffen verfügt.

Neben den beiden geplanten Wasserinjektionsgeräten benötigt die Baggerei eine neue Klappschute, einen neuen Greifbagger und einen neuen Schlickpflug, möglicherweise mit Methanol-Antrieb. Das schon seit einigen Jahren eingesetzte WI-Schiff „Hol Blank“ soll neu motorisiert werden und das Sorgenkind bei Bremenports, die bislang noch nie eingesetzte 70 Meter lange, 2016 erbaute LNG-Baggerschute „Greenports 1“, die bislang nur einen Testlauf absolvierte, soll nun für einen dieselelektrischen Antrieb umgerüstet werden. Das Kostenvolumen für die Modernisierung wird auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Zudem soll vom Hafenressort geprüft werden, ob man für die Neubauten Fördermittel des Bundes oder der Europäischen Union bekommen kann. Nach der ersten Planung soll zunächst die LNG Baggerschute „Greenports 1“ bis 2025 umgebaut werden und im gleichen Jahr auch der neue Schlickpflug in Fahrt kommen.




Eine Alternative für das Modernisierungsprogramm für die bremische Baggereiflotte wäre nur die vollständige Vergabe der Leistungen an Dritte, was aber von Bremenports als zu unflexibel und erheblich aufwändiger bewertet wurde. Das vorgelegte Konzept setzt darauf, dass in bestimmten Fällen auch Leistungen durch Dritte eingekauft werden müssen, legt aber dar, das nur durch das Vorhalten eigener Geräte und eigenen Personals die notwendige Einsatz-Flexibilität besteht.


Eimerkettenbagger Bremerhaven



Der 42,4 Meter lange und antriebslose Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ wurde 1980 bei der Schichau Unterweser Werft in Bremerhaven erbaut. Bis zu 18 Meter tief kann der Bagger arbeiten und somit bis zu 570 Kubikmeter Schlamm von den Hafenbecken fördern. Beim Eimerkettenbagger rotiert die Eimerkette wie beim Fahrrad um zwei Zahnräder, die in einen schmalen und langen Rahmen (Eimerleiter) eingespannt sind. Der Eimerleiter mit der Eimerkette wird bis auf eine vorher genau ermittelte Tiefe auf den Grund des Gewässers herabgelassen und durch die rotierenden Eimer wird der Schlick vom Hafenbecken aufgenommen. Wenn die Eimer den höchsten Punkt erreicht haben, kippen sie das Baggergut in einen Schacht und von dort über Rutschen in die längsseits liegenden Baggerschuten. Bremenports setzt bis zu fünf Klappschuten ein, die anschließend mit dem Schlamm nach Bremen-Seehausen zum Spüler „Seehausen“ fahren, wo der Schlamm durch ein zwei Kilometer langes Rohr zu den Spülfeldern der „Baggergutentsorgungsanlage“ gepumpt wird. Dort wird das Material auf zunächst auf Spülfeldern getrocknet und dann in der Deponie verbaut.


Ein Denkmal für 65 Jahre Schwerarbeit



Im Vorfeld der Geestemünder Doppelschleuse befindet sich noch heute ein technisches Denkmal zum Thema Eimerkettenbagger und erinnert an die Schwerstarbeit auf dem Hafengrund. Seit einigen Jahren steht dort schon der obere Umlauf der Eimerkette das 1914 gebauten „Bagger I“, der bis 1980 die Häfen der Seestadt vom Schlick befreite und erst dann von dem Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ abgelöst wurde. Das als „Oberturas“ bezeichnete obere Kettenrad führte dabei die Kette der 40 Baggereimer mit einem Fassungsvermögen von jeweils 400 Litern. „Bagger I“ förderte damit in der Stunde mehr als 600 Kubikmeter Schlick aus einer Tiefe von bis zu 14 Metern, schaufelte diese in Schuten oder Leichter und war so ein Garant für die erforderliche Tiefe und Befahrbarkeit der Hafenbecken.

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