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  • AutorenbildChristian Eckardt

Deutsches Expeditionsschiff „Ulla Rinman“ kehrt in den norddeutschen Basishafen zurück



Im Frühjahr 2023 geht es von Bremerhaven wieder ins Nordpolarmeer nach Spitzbergen


Am vergangenen Wochenende traf das kleine deutsche Expeditionsschiff „Ulla Rinman“ für die anstehende Winterpause wieder im Basishafen Bremerhaven ein. Am Kamlade-Liegeplatz im Fischereihafen wird der ehemalige schwedische Seenotrettungskreuzer wieder für die kommende Saison auf Spitzbergen vorbereitet. Ab April 2023 starten dann vom Heimathafen des nordischen Inselarchipels Longyearbyen wieder die Forschungs- und Expeditionsreisen rund um Spitzbergen.


Seit April war die nur 23 Meter lange eisbrechende „Ulla Rinman“ des Eigner Ehepaares Mana und Jan-Friedrich Walter mit ein paar Helfern und einem Kapitän im Nordpolarmeer als schwimmende „Base-Camp“ für Forschungsteams, Geologen, Archäologen aber auch Filmteams im Einsatz. Denn für derartige Reisen ist das mittlerweile 52 Jahre alte Schiff in der kalten Region prädestiniert. Übernachtungsmöglichkeiten sind auf den felsigen und einsamen Inseln auf Spitzbergen nicht zu finden. Somit bliebt für die Forscher nur der Aufbau von Zelten, was aber aufgrund des Dauerfrostes und der Gefahr durch Eisbären, von denen sich rund 3.500 auf Spitzbergen befinden, fast unmöglich ist. Somit fährt die „Ulla Rinman“ mit den Forschern ganz dicht an die Küste fahren und setzt diese dann mit den bordeigenen Zodiac-Booten an Land über. Bis zu 12 Gäste (+ 3 Stammbesatzungsmitglieder) sind an Bord zugelassen.


Nach Ablauf der diesjährigen Forschungskampagne Ende September ging es dann wieder von Spitzbergen über Tromsö in Nordwegen zurück in Richtung Deutschland – aber diesmal mit einem Zwischenstopp im schwedischen Öckerö für einen vierwöchigen Werftaufenthalt auf der Öckerö Båtvarv. Zudem gab es in dieser Zeit auch Gelegenheit für Besucher den ehemaligen Seenotrettungskreuzer zu besichtigen, wie Jan-Friedrich Walter jetzt nach der Ankunft in Bremerhaven erklärte. Denn auf der dortigen Rettungsstation war die „Ulla Rinman“ von 1970 für 33 Jahre in den Schären vor Göteborg im Einsatz.




Vor drei Jahren erwarb Jan-Friedrich Walther, der schon seit vielen Jahren eine renommierte Werkstatt für historische LKW im Landkreis Rotenburg betreibt, mit seiner Frau Mana das Schiff, das schon zuvor viele Jahre in Spitzbergen für Forschungsreisen eingesetzt wurde. Nachdem man die „Ulla“ Anfang 2019 nach Deutschland überführte, war sich das Ehepaar nicht ganz so einig, was man mit dem „Schätzchen“ eigentlich machen möchte. Eine Idee war, das Schiff nach Bremen an die Schlachte zu legen und es dort als B&B-Boot anzubieten. Doch diese Idee wurde wieder schnell verworfen und nach der Ankunft in Bremerhaven und einer Überprüfung des Schiffes wuchs bei beiden die Idee, nach einer neuen Herausforderung. Man wollte selbst als Reeder das Schiff, das sich in einem guten Erhaltungszustand befindet, wieder auf Spitzbergen einsetzen und gründete hierzu das Unternehmen Norlengs. In Bremerhaven wurden dann alle notwendigen Überholungsarbeiten durchgeführt. Doch durch die einsetzende Corona-Pandemie konnte die „Ulla“ nicht so schnell eingesetzt werden wir ursprünglich geplant. So hat der gelernte Landmaschinenmechaniker Walther in den vergangenen Jahren dann alle technischen Anlagen überholt und gewartet. Einige Aggregate wurden auch neu eingebaut und auch gedoppelt. Denn wenn das Schiff in Spitzbergen im Einsatz ist, kann man sich kein Ausfall des Schiffes erlauben, "Ersatzteile sind dort oben nicht so leicht zu bekommen", erklärt Walther. Die Maschinen und Aggregate wurden somit zuvor noch auf Herz und Nieren überprüft und auch auf der Brücke wurden allerlei neue Navigations- und Radargeräte installiert. Zudem wurde auf dem Peildeck eine Wettermessstation vom DWD installiert. Auch wurden während der letzten Liegezeit in Bremerhaven alle Kabinen und Naßzellen modernisiert, wobei es hier im Schiffsbauch rustikal, eher wie auf einem Segelschiff als auf einem Kreuzfahrtschiff, aussieht.


Die Eigner legen bei allen Umbauarbeiten viel Wert darauf, dass das äußere Erscheinungsbild des historischen Schiffes nicht verändert wird, mit einer kleinen Ausnahme: Auf dem Oberdeck wurde eine Plattform für ein zweites, großes und vor allem leistungsstarkes 50 PS-Schlauchboot angebaut, um die Forscher zukünftig sicher an Land überzusetzen.



Seit 1970 kam die auf der Falkenberg Varv erbaute „Ulla Rinman“ an der Rettungsstation Rörö im Göteborger Archipel zum Einsatz. Finanziert wurde der Bau des 23,82 Meter langen und 6,9 Meter breiten Kreuzers größtenteils von Spenden der Society of Life Buoys in Göteborg. Daher erhielt das Schiff auch den Namen der Gründerin von Life Buoy, Ulla Rinman. Bei der Ablieferung war der eisverstärkte Rettungskreuzer, der auch in der Baltischen See zum Einsatz kam, mit einer Leistung von 720 PS der zweitstärkste Rettungskreuzer in Schweden. Für den Wintereinsatz war eine besondere Bugbewehrung von 24 Millimeter dicken Stahl notwendig, zudem verfügt das Schiff über Eispropeller aus Edelstahl mit drehbaren Flügeln. Das Deckshaus ist aus Aluminium gefertigt. Nach einem Einsatz von 33 Jahren wurde das ehemalige Flaggschiff der Naval Rescue Society im Jahr 2003 dann an einen Privatmann im schwedischen Halmstad verkauft. Nach dem Tod des Eigners wurde die „Ulla Rinman“ im Jahr 2010 nach Norwegen veräußert und verkehrte seitdem als Forschungs- und Expeditionsschiff auf Spitzbergen für bis zu 12 Passagiere in sechs Kabinen. Das Schiff kann theoretisch aufgrund seines 22 Tonnen fassenden Bunkertanks bis zu sieben Wochen auf See verbringen, einzig der Wasservorratstank fasst nur 3 Tonnen.


Spitzbergen ist eine zu Norwegen gehörende, aus über 400 Inseln und Schären zusammengesetzte Inselgruppe im Nordatlantik mit nur rund 2.500 Einwohnern. Ab etwa 1900 wurde Spitzbergen aufgrund seiner reichen Kohlevorkommen besiedelt, und gilt seit einigen Jahren als „größtes Arktisforschungslabor der Welt“

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