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  • AutorenbildChristian Eckardt

Erstes Kreuzfahrtschiff der Meyer Werft wird nun verschrottet



Als „Homeric“ noch per Querstapellauf zu Wasser gelassen


Erst vor ein paar Tagen wurde an der Columbuskaje in Bremerhaven mit der „Disney Wish“ der 54. Kreuzfahrtneubau der Meyer Werft aus Papenburg abgeliefert, da erscheint die Nachricht, dass jetzt der erste Kreuzfahrtneubau der Werft, die 1986 in Papenburg erbaut „Marella Dream“ sich im Anhang des Schleppers „Christos LXI“ auf der letzten Reise zu einer türkischen Abwrackwerft in Aliaga befindet. Zuletzt verkehrte das Schiff für die britische TUI-Tochter Marella Cruises. Im Oktober letzten Jahres hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die Marella Dream die Flotte nach zehn Jahre verlassen wird. Seit geraumer Zeit lag das Schiff schon beschäftigungslos vor der griechichen Küste im Golf von Elefsina nahe Piräus auf.


Die heutige „Marella Dream“ war 1986 das erste Kreuzfahrtschiff, das auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut wurde – und bis heute auch das einzige, das auf der Werft mit einem klassischen Querstapellauf zu Wasser gelassen wurde. Die damalige „Homeric“ mit der Projektnummer 6734/83 markierte damals den Einstieg in den technisch höchst anspruchsvollen Kreuzfahrtschiffbau. Es war eine bahnbrechende Entscheidung und ein großes Wagnis für die Werft zugleich. Als die Mitteilung über den Bau im April 1984 veröffentlicht wurde, mochten viele Menschen nicht so recht daran glauben. Viele Kollegen anderer Werften sahen die Meyer Werft mit diesem Schiff untergehen. Gebaut wurde das Schiff seinerzeit noch unter freiem Himmel, erst danach entstand das überdachte Baudock in Papenburg. Die „Homeric“ war auch das erste und das letzte Schiff dieser Größe, das quer vom Stapel gelaufen ist. Rund um das Werftgelände herrschte damals Volksfeststimmung als der Schiffsrumpf quer ins Wasser glitt und dabei eine riesige Welle auslöste.

Foto Meyer Werft


Nach zweijähriger Bauzeit konnte das Schiff dann am 6. Mai 1986 an die italienische Reederei Home Lines abgeliefert werden. Der Zeitdruck seiner Zeit resultierte daraus, dass die Reederei bei verspäteter Ablieferung die Exklusivrechte für Kreuzfahrten zu den Bermudas verloren hätte.

Foto: Meyer Werft


Bei der Emsüberführung der „Homeric“ kam es zu einem Zwischenfall: Das Schiff "touchierte" die Jann-Berghaus-Brücke in Leer. Heute sind dank modernster Computertechnik und satellitengestützter Navigationstechnologie die Emspassagen großer Schiffe sehr viel besser beherrschbar. Das Schiff kann zentimetergenau im Fluss positioniert werden. Allerdings sind diese Manöver auch 25 Jahre später nicht wetterunabhängig durchzuführen.


Finanziell hat die Werft mit dem ersten Kreuzfahrtschiff keinen Gewinn machen können. Den Gewinn verbuchte sie auf einer anderen Seite: Das bei dem Bau gewonnene Know-how. Dieses Wissen rund um den Kreuzfahrtschiffbau ist bis heute erhalten und ausgebaut worden und bildet das Kapital der Werft. Das eingegangene Risiko hat sich also gelohnt, wie die Werft vor einigen Jahren mitteilte.


1988 wurde das Schiff dann von der Holland America Line übernommen und in „Westerdam“ umbenannt wurde. Dabei ist das Schiff auch das einzige, das die Werft erneut angelaufen hat. Denn von Oktober 1989 bis März 1990 wurde die damalige „Westerdam“ auf der Bauwerft von 204 auf 243 Meter verlängert. Die Spezialistinnen und Spezialisten der Werft teilten dafür das Schiff und fügten in der Mitte weitere Blöcke ein. Nie zuvor wurde seinerzeit ein Kreuzfahrtschiff dieser Größe in diesem Umfang vergrößert, damals eine enorme Herausforderung für die Werft. Anschließend war das Schiff mit 53.872 BRZ vermessen, verfügte über 747 Kabinen und hatte Platz für bis zu 1.773 Passagiere. Das Design des Schiffes wirkte nach der Verlängerung deutlich gestreckter. Nun hatte das Schiff auch eine zweistöckige Showlounge mit Platz für mehr als 700 Gäste. Der Poolbereich wurde mit einem fahrbaren Glasdach ausgestattet, so dass die Gäste bei gutem Wetter unter freiem Himmel relaxen können.


Vor 20 Jahren erfolgte dann der Wechsel zu Costa Crociere und die Umbenennung in „Costa Europa“, ehe es im April 2010 als „Thomson Dream“ für zehn Jahre mit Kaufoption an Thomson Cruises verchartert wurde. Mit der Umbenennung der britischen TUI-Tochter in Marella Cruises im Jahr 2017 erhielt es schließlich seinen aktuellen Namen „Marella Dream“.

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