Der Vorstand der in Eigenverwaltung befindlichen Elsflether Werft AG hat die Düsseldorfer Beratungsgesellschaft Falkensteg GmbH Düsseldorf beauftragt, einen Käufer für das Werftgelände in Elsfleth, direkt an der Hunte, kurz vor der Einmündung in die Weser.
Das Grundstück mit einer Fläche von rund 95.000 Quadratmetern ist mit mehreren Lagerhallen, Büro- und Verwaltungsgebäuden und einem Wohnheim bebaut. Ein Großteil der Gebäude wurde innerhalb der vergangenen fünf Jahre umfangreich saniert, bei einigen anderen besteht hingegen ein Sanierungs- bzw. Instandhaltungsstau. Der Verkäufer weist darauf hin, dass Altlasten – nach über 100 Jahren Werftbetrieb auf dem Gelände – vorhanden sind. Technisch ist die Werft mit drei Slip-Anlagen (Rampen, über die Schiffe zu Wasser gelassen oder an Land gezogen werden können), einer Photovoltaik-Anlage und Kranbahnen sowie Hafenkränen ausgestattet. Die Slip-Anlagen mit einer Länge von bis zu 78 Metern verfügen über eine Tragfähigkeit von bis zu 2.150 Tonnen. Bestandteil des Verkaufs ist auch die Genehmigung zur Herstellung und Reparatur von Schiffskörpern bis zu einer Länge von 120 Metern.
Im Oktober 2019 hatte die Bremer Lürssen-Gruppe die Belegschaft des insolventen Konkurrenten und dessen größten Auftrag übernommen, die Sanierung des Marineschulschiffs "Gorch Fock". Das veraltete Werftgelände wurde seinerzeit nur angemietet, gehört aber weiter der Elsflether Werft AG. Im Sommer erklärte dann die Lürssen-Werft, dass das Gelände der dort 1916 gegründeten Werft nicht rentabel zu betreiben ist. Als Gründe wurden unter anderem die Verschlickung des Hafenbeckens, die vorhandenen Altlasten und ein Naturschutzgebiet in der Nähe genannt, das mögliche Werftarbeiten dort erheblich einschränke.
„Ohne Baggern ist der Elsflether Hafen nicht mehr nutzbar", sagte ein Sprecher der Elsflether Werft AG im Sommer. In der Vergangenheit habe das Land meist zwei Drittel der Kosten getragen, die Werft ein Drittel. Im Dezember 2019 hatte der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erneut eine Fahrrinne baggern lassen. Nur so konnte die Werft seinerzeit den vorletzten Auftrag wieder zu Wasser lassen und abliefern, das sanierte Marine-Wohnschiff "Wische". Das Baggergut, immerhin 5000 Tonnen, sind aber mit Rückständen von Schiffsfarbe so belastet, dass dieser noch vorläufig auf einem Spülfeld bei Brake lagert. Nach Darstellung der Lürssen Werft müssten wohl alle zwei bis drei Jahre mehr als 38 000 Tonnen Schlick aus dem Elsflether Hafen gebaggert werden, damit Schiffe bis vier Meter Tiefgang die Werft überhaupt erreichen können, was finanziell nicht leistbar wäre.
Der letzte Auftrag in Regie der insolventen Elsflether Werft AG war das Marine-Versorgungsschiff "Elbe", das bis im März im Hafen dort lag. Die Werft wurde 1916 für den Schiffbau und die Reparatur gegründet. Mehr als 275 Neubauten entstanden in rund 80 Jahren, der Kreuzfahrtsegler „Lili Marleen“ wurde 1994 als letzter Neubau der Werft mit der Baunummer 417 an die Reederei Peter Deilmann abgeliefert. Seit 1996 war das nach einer Insolvenz neu gegründete Unternehmen mit rund 120 festen Mitarbeitern dann aber nur noch in der Schiffsreparatur tätig, mit dem Fokus auf Behörden- und Marineschiffe.
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