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AutorenbildChristian Eckardt

Insolvenzverwalter konnte keinen Käufer für Emder Fosen-Werft finden



Das deutsche Werftensterben geht weiter - Betrieb wird eingestellt - 75 Mitarbeiter betroffen


Die Fosen Yard Emden GmbH muss ihren Geschäftsbetrieb Anfang September 2022 einstellen, wie die Kanzlei Pluta jetzt mitteilte, da kein Investor für die Schiffswerft aus Emden gefunden werden. Damit wird nach der Hamburger Pella Sietas Werft ein zweiter traditionsreicher Schiffbaustandort in Deutschland in diesem Jahr geschlossen.


Fosen Yard Emden stellte im Juni 2022 einen Insolvenzantrag. Grund waren u.a. verzögerte Aufträge für den Bau mehrerer Schiffe. Das Amtsgericht ordnete daraufhin die vorläufige Insolvenzverwaltung an und bestellte Dr. Christian Kaufmann von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Er führte den Geschäftsbetrieb fort und startete zusammen mit dem Sanierungsteam den strukturierten Investorenprozess. Die Verantwortlichen sprachen mit mehreren potenziellen Interessenten. Schlussendlich konnte jedoch kein Investor für das Unternehmen gefunden werden. Eine Fortführung des Geschäftsbetriebes ist ohne Investor jedoch nicht möglich, so dass der Betrieb daher leider stillgelegt werden muss.


Die verbliebene Investorengruppe, mit der bis zuletzt intensiv gesprochen wurde, hätte mehr Zeit zur Prüfung und Evaluierung des Erwerbs des Grundstücks benötigt. Zudem waren noch Fragen ungeklärt und die Verhandlungen zum Erwerb mit dem jetzigen Eigentümer waren noch nicht abgeschlossen. Daher kam eine Übernahme der Assets und damit der Belegschaft der Werft zum jetzigen Zeitpunkt nicht zustande. Zur Abgabe einer Verlustübernahmeerklärung sah sich der Investor nicht in der Lage.


Die noch rund 75 Mitarbeiter wurden im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung vom Insolvenzverwalter Dr. Kaufmann und dem Interims-Geschäftsleiter Detlev Bremer über den aktuellen Stand informiert werden. Ihnen wird gekündigt werden, sobald der Interessenausgleich und der Sozialplan aufgrund der Betriebsstilllegung mit dem Betriebsrat abschließend verhandelt worden sind.


„In den vergangenen Wochen haben wir mit verschiedenen Interessenten gesprochen, darüber hinaus mit zahlreichen Kunden, die Schiffe in Emden bauen lassen wollten. Zuletzt haben wir mit einem Investor noch intensive Gespräche geführt. Letztlich hat dieser jedoch vor dem Hintergrund, dass es noch zahlreiche ungeklärte Fragen im Zusammenhang mit dem beabsichtigten Erwerb des Werftgeländes gibt und vor dem Hintergrund der zu erwartenden Verluste des Investments in den ersten Jahren von einem Einstieg Abstand genommen“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Kaufmann. Er ergänzt: „Die Entwicklung in Emden ist vor allem für die motivierten Mitarbeiter sehr bedauerlich. Aber Fachkräfte sind in der Region gefragt. Wir hoffen, dass die Mitarbeiter schnell eine neue Arbeit finden.“ Somit wird am 1. September 2022 das Amtsgericht Aurich das Insolvenzverfahren voraussichtlich eröffnen.


Die Gründung der Werft erfolgte 1903 als „Nordseewerke Emder Werft und Dock Aktien-Gesellschaft“. In den folgenden Jahrzehnten erfolgten verschiedene strategische Partnerschaften unter der regional bekannten Marke Nordseewerke. Noch 2009 waren dort rund 1.400 Mitarbeiter beschäftigt, die Werft zählte mit zu den größten deutschen Marinewerften. Als letztes vollständiges Schiff lief dort am 11. Dezmeber 2009 das 228 Meter lange Containerschiff „Frisia Cottbus“ vom Stapel.


Vor drei Jahren übernahm die Fosen Yard Group den Betrieb. Der norwegische Schiffbauer ist inzwischen nach Stralsund auf das Gelände der ehemaligen MV Werft umgezogen. Auch der bisherige Geschäftsführer Carsten Stellamanns hatte den Emder Standort mittlerweile verlassen.


Als größtes Projekt wurde von der Emder Werft eine schwimmende Lachsfarm für Norwegen gebaut, die im letzten Jahr ausgeliefert wurde. Hierzu fertigte die Werft zwei 40 Meter breite und 25 Meter hohe Stahlringe mit einem Gewicht von rund 1.600 Tonnen, die dann später in Norwegen zusammengeschweißt wurden. Anfang des Jahres gab es dann die Meldung eines lang ersehnten Nachfolgeauftrags, dass bei der Werft gleich sechs kleinere 88 Meter lange Frachtschiffe gebaut werden sollen. Doch in der Folge verzögerte sich die finale Auftragserteilung für die Neubauten zu lange hinaus. Als Grund wird auch der Krieg von Russland auf die Ukraine genannt, da die Stahlpreise um 80 Prozent anstiegen so dass die Finanzierung dieser Schiffe nicht in trockene Tücher gebracht werden konnte. Als nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine die Stahlpreise um 80 Prozent anstiegen, sei die Finanzierung gescheitert, so dass die Werft Anfang Juni den Insolvenzantrag gestellt hat.


Sechs von diesen modernen Bulkern wollte Fosen Yard Emden bauen - nun wird die Werft schließen



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