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  • AutorenbildChristian Eckardt

Passagiere der „Maud“ erleichtert - Kreuzfahrtschiff erreicht nach Havarie in der Nordsee Bremerhaven



Die 266 vornehmlich britischen Passagiere und die 131 Besatzungsmitglieder des norwegischen Expeditionskreuzfahrtschiffes „Maud“ waren sichtlich erfreut, als das Schiff nach einer schweren Havarie in der Nordsee am Samstagnachmittag die Columbuskaje in Bremerhaven erreichte. Ein Großteil der Passagiere stand bei der Ankunft dann auch auf dem obersten Deck, mit der Aussicht bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und die Rückreise nach England antreten zu können. Das Kreuzfahrtschiff der norwegischen Reederei HX, wie Hurtigruten Expeditions seit ein paar Tagen genannt wird, war in der Nordsee am Donnerstag in schwere See geraten und war dabei vor allem an den Brückenfenstern beschädigt worden. Schwere Verletzungen bei den Passagieren und der Crew gab es zum Glück nicht.


Rund 200 Kilometer von der dänischen Westküste geriet das Schiff auf dem Rückweg von Norwegen nach Tilbury in England in einen schweren Sturm mit Windstärke 8 und mehr als 10 Meter hohen Wellen. Dabei rollten die Wellen immer wieder gegen das Schiff, ein Teil des Inventars flog dabei umher. Eine extrem hohe Welle schlug gegen die Brückenfenster, so dass zwei der insgesamt 19 Fenster beschädigt wurden und Salzwasser in das Brückenhaus eindrang. Kurzfristig fiel der Strom aus. Die Passagiere wurden von der Schiffsführung zum Anlegen der Überlebensanzüge aufgefordert und sie mussten sich auf den Boden hinsetzen, dramatische Stunden für alle Beteiligten. Wobei eine US-Amerikanerin auf dem Nachrichtendienst „X“ erklärte: „Es gab so etwa 20 Minuten, in denen ich dachte, das Schiff könnte kentern, es schwankte so stark, und wir hatten keine Ahnung, was passiert war“. Doch gleichzeitig lobte sie die Crew für deren überlegtes Handeln.





Zwischenzeitlich hatten die dänischen Rettungsbehörden Schlepper zu dem Havaristen beordert, der aufgrund des Seeschlags auf der Brücke nicht mehr vollständig navigiert werden konnte. Ein Sprecher des Koordinierungszentrums erklärte: „Der Hauptantrieb funktioniert, aber die Navigations- und Radarsysteme sind außer Betrieb“. Das 135,75 Meter lange Schiff konnte somit nur manuell vom Maschinenraum gesteuert werden Daher hatte zur Sicherheit der dänische Hochseeschlepper „Esvagt Server“ das Schiff auf der Rückfahrt begleitet. Die Rückreise nach Tilbury wurde von der Reederei abgesagt und das Schiff zur Fahrt nach Bremerhaven beordert. Bis zur Außenweser begleitete der Hochseeschlepper die „Maud“, dir nur mit verringerter Geschwindigkeit verkehren konnte, dort übernahmen dann zwei Hafenschlepper die Begleitung des Schiffes.


Bei der Ankunft sind Schäden an den Brückenfenstern zu erkennen, die mit Holzplatten notdürftig abgedichtet wurden, weitere Schäden sind von außen auf den ersten Blick nicht erkennbar gewesen. Nachdem das Schiff an der Columbuskaje fest vertäut wurde und die Behörden das Schiff freigegeben wurde, konnte eine leicht verletzte Person von Bord geholt und ins Krankenhaus gebracht werden. Anschließend gingen Schadensgutachter, Vertreter der Reederei und Mitarbeiter der Bredo-Werft an Bord, um sich ein erstes Bild von den Schäden an Bord zu machen.


Ein paar Personen verließen anschließend das Schiff und organisierten die Rückreise auf eigene Faust. Der Großteil der Passagiere trat dann in der Nacht zum Heiligabend die organisierte Rückreise nach Großbritannien an. Hafenagent Bernd Bässmann von PWL Port Service erläuterte die Schwierigkeiten, in der Kürze der Zeit und dann noch zu den anstehenden Festtagen Flüge zu bekommen. „Selbst ein Einzelflug nach London ist kurzfristig kaum zu bekommen, und dann erst für solch eine große Gruppe!“ In der Nacht fuhren dann Buse vor dem Cruiseterminal vor und brachten die Passagiere zu den Flughäfen nach Bremen, Hamburg und Hannover, so dass zumindest die britischen Passagiere dann die Festtage in der Heimat verbringen können.


Für die „Maud“, die 2003 als „Midnatsol“ gebaut wurde, wird es vermutlich noch ein längerer Aufenthalt in Bremerhaven. Am 27. Dezember soll das Schiff von der Columbskaje zur Bredo-Werft im Fischereihafen verholen. Hier lag das Schiff in den vergangenen Jahren schon mehrfach im Dock, jedoch nur für reguläre Wartungs- und Überholungsarbeiten. Jetzt wird der Aufenthalt dort vermutlich länger dauern, denn es müssen die defekten Scheiben und auch die Schäden durch das Salzwasser auf der Brücke beseitigt werden. Dazu kommen nun die anstehenden Festtage, in der in den meisten Unternehmen nur mit einer Rumpfmannschaft gearbeitet werden. Fachleute gehen davon aus, dass das Schiff nicht vor Februar wieder einsatzfähig sein wird.

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