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  • AutorenbildChristian Eckardt

Umweltschutzorganisation Sea Shepherd erhält neues Patrouillenboot



Neue „Triton“ war bisher bei der Polizei in Gibraltar im Einsatz


Das niederländische Schwergutschiff „Eemslift Hendrika“ brachte nun nach einer zehntägigen Überführungsfahrt das ehemalige Polizeiboot „Sir Adrian Johns“ der Royal Gibraltar Police (RPG) nach Bremerhaven. Das bislang am südlichsten Zipfel Europas an der Meerenge nach Nordafrika eingesetzte 26 Meter lange und über 25 Knoten schnelle Boot hatte kürzlich die deutsche Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Deutschland e.V. mit Sitz in Bremen-Nord erworben. Mit der Transportabwicklung war das für den Yachttransport spezialisierte aus Bremen stammende Unternehmen PM Shipping beauftragt.



Die ehemalige „Sir Adrian Johns“ war das Flaggschiff und diente als Kontrollzentrum bei Seeunfällen und kam u.a. bei verschiedenen Rettungseinsätzen sowie Inspektionen zum Einsatz. Aufgrund einer veränderten Strategie und der damit verbundenen Einsatzgebiete der RPG, wurde das Schiff schließlich außer Dienst gestellt und zum Verkauf angeboten.

„Dank dieses Schiffes werden wir unsere Arbeit in Deutschland intensivieren und den aktiven Meeresschutz erfolgreich vorantreiben“, teilte Manuel Abraas, Geschäftsführer von Sea Shepherd Deutschland, der das nächtliche Einlaufen mit einigen Mitgliedern vor Ort verfolgte. „Mit der Ankunft unseres Schiffes beginnt für Sea Shepherd Deutschland ein ganz neues Kapitel“, sagte Manuel Abraas. „Wir haben an vielen Orten nach einem passenden Schiff Ausschau gehalten. Es gab verschiedene Anläufe und auch Rückschläge mussten wir verkraften, aber heute zahlt sich die lange Suche aus. Voller Stolz und Freude heißen wir das Schiff in der Sea-Shepherd-Flotte willkommen.“


„Vom ersten Moment an war uns klar, dass dieses Schiff perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt ist“, erklärte Borris Plautz, Schiffsführer von Sea Shepherd Deutschland. „Das Schiff verfügt über die notwendige Ausstattung für unsere Kampagnen in der Ostsee und erweitert unsere Einsatzmöglichkeiten um ein Vielfaches. Mit einem speziellen Raum für unser Tauchteam, mehreren Schlafplätzen an Bord, einem Kran, dem dazugehörigen Schlauchboot sowie der technischen Ausrüstung werden wir unsere Arbeit in Zukunft noch effektiver ausüben können“, fügte er hinzu.






Wie Vereinssprecherin Mirca Melchers von Sea Shepherd auf Anfrage erklärte, wurde das 2014 auf der Tehnomont-Werft in Pula in Kroatien erbaute, rund 67 Tonnen schwere Boot rein aus Spendengeldern finanziert. Der Kaufpreis beläuft sich auf 1,2 Millionen Euro und darin enthalten sind auch noch ein Schlauchboot sowie zwei Jetskis.

„Dieses Schiff ist eine Gemeinschaftsleistung. Den Neuzugang unserer Flotte verdanken wir keiner einzelnen Großspende oder Förderung, sondern den vielen Tausend Unterstützerinnen und Unterstützern, die mit ihren Spendengeldern diese Anschaffung ermöglicht haben. Wir bedanken uns bei allen Spenderinnen und Spendern – das ist euer Schiff“, sagte Nicolai Duda, Schatzmeister von Sea Shepherd Deutschland.



Verladung in Gibraltar Ostern 2022


Nun stehen zunächst noch kleinere Wartungs- und Reparaturarbeiten auf der BBS GmbH Bremer Boots- und Schiffswerft in Bardenfleth/Berne an, bevor das dann in „Triton“ umbenannte Boot für den ersten Einsatz für Sea Shepherd tätig wird. Die Zeit ist knapp, denn schon ab Anfang Mai ist die „Triton“ für das Projekt „Baltic Sea Campaign“ in der deutschen Ostsee vorgesehen, sowie im Laufe des Jahres auch für weitere Aktivitäten von Sea Shepherd vorgesehen. Somit wird es in diesem Jahr vermutlich keine offizielle Taufe und Vorstellung des neuen Bootes geben, wie Melchers mitteilte.


An der im letzten Jahr von Sea Shepherd durchgeführten „Baltic Sea Campaign“ wurden im Seegebiet der Deutschen Ostsee zwischen Flensburg und Rügen knapp 4,5 Tonnen Geisternetze und andere Fischereiausrüstung aus der Ostsee entfernt, wie der Verein mitteilte. In 250 Tauchgängen wurden 36 Netze, mit einer Fläche von ca. 3.000 Quadratmetern geborgen und dabei über 400 Meerestiere aus ihrer tödlichen Gefangenschaft befreit. An Land wurden mehr als 90 Kilometer Küste gereinigt und dabei etwa 3 Tonnen Müll beseitigt. Dazu haben Hunderte Freiwillige von Sea Shepherd Deutschland insgesamt 32 Reinigungen entlang der Ostseeküste organisiert.


Sea Shepard Deutschland e.V. würde 2010 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Bremen-Nord. Derzeit besteht der Verein aus 10 Vollmitgliedern, Deutschlandweit sind mehr als 250 Freiwillige für das Vereinsanliegen, der Natur- und Umweltschutz aber insbesondere die Unterstützung der internationalen Kampagnen sowie beim Küsten- und Gewässerschutz in Deutschland, aktiv. Sea Shepherd ist eine internationale, gemeinnützige Organisation zum Schutz der marinen Tierwelt und wurde 1977 von Captain Paul Watson gegründet. Alles begann mit der Begegnung zwischen einem Pottwal und Captain Paul Watson: Der Blick in das Auge des sterbenden Wals bestärkte seine Entschlossenheit aktiver gegen das weltweite Töten von Meerestieren vorzugehen. Aus diesem Grund entschied er sich 1977, als ehemaliges Gründungsmitglied von Greenpeace, eine eigene Meeresschutzorganisation zu gründen. Vom ersten Moment an stellte er klar, dass Sea Shepherd sich nicht als Protestorganisation versteht, sondern als eine Organisation der Direkten Aktion, die Wilderei aktiv verhindert, statt sie „nur“ zu kritisieren. Seitdem ist Sea Shepherd zu einer weltweiten Bewegung mit unabhängigen, nationalen und regionalen Gruppen in über 20 Ländern geworden. Diese Gruppen sind durch eine gemeinsame Mission vereint, und werden, wie die Finanzen, Kommunikation, Logistik, sowie eine aus mittlerweile über 12 Schiffen bestehende Flotte, von Sea Shepherd Global koordiniert. Im Jahr 1978 erwarb die Gesellschaft ihr erstes eigenes Schiff, einen ehemaligen Atlantiktrawler, der nach einem Umbau auf den Namen „Sea Shepherd“ getauft wurde. Dies war das erste Schiff, das sich für Robben einsetzte. Ihre Besatzung besprühte über 1000 Robben mit einer ökologischen, nicht löslichen Farbe. Dadurch wurde ihr Pelz für die Robbenjäger wertlos.


Seit 1977 ist mittlerweile ein ganzes Dutzend von größeren Schiffen der Sea-Shepherd-Flotte im Einsatz, um Meeresbewohner auf der ganzen Welt zu schützen. Dabei führen die Schiffe meist den Namen der Spender bzw. die den Großteil des Kaufpreises finanziert haben. So finden sich in der Flotte Schiffsnamen wie der von dem US-Schauspieler Martin Sheen oder auch die der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot, die eine lange Freundschaft mit Sea Shepherd Gründer Paul Watson verbindet. Am Mast der Schiffe weht eine Flagge mit Totenkopf, darunter kreuzen sich Hirtenstab und Dreizack, wobei die Mitglieder von Sea Shepherd von ihren Gegnern auch als "Öko-Terroristen" bezeichnet werden. Im Jahr 2015 erhielt die Organisation in Amsterdam die höchste Spende seiner Geschichte in Höhe von 8,3 Millionen Euro. Mit dieser Spende wurde der Bau des über 25 Knoten schnellen Patrouillenbootes „Ocean Warrior“ finanziert, die seit 2016 in Fahrt ist und die damit effektiver als je zuvor gegen das illegale Fischen auf hoher See vorgehen kann.


Für die neue „Triton“ bleibt aufgrund der Kürze der Zeit bis zum ersten Einsatz in der Ostsee keine Gelegenheit, das Schiff den neuen Mitgliedern und Interessierten in Bremen vorzustellen. Wie Mirca Melchers mitteilte, wird das Boot nun nach einem kurzen technischen Check-up auf der BBS-Werft sofort an die Ostsee verlegt, so dass nicht einmal mehr Zeit bleibt, den aktuellen blauen Anstrich aus der vorherigen Funktion als Polizeiboot gegen den grauen Sea-Shepard-Anstrich auszutauschen. Dies wird dann erst im Herbst nach Abschluss der aktuellen Kampagne erfolgen.


Fotos: Sea Shepherd


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