Fast 100 Jahre alter Schiffsrumpf weist keine Mängel auf Zufrieden zeigt sich Knut Schakinnis im Schwimmdock 1 der Bredo-Werft im Bremerhavener Fischereihafen, denn die alle fünf Jahre notwendige TÜV-Prüfung der Schichtdicke des Stahlrumpfes seines 1924 erbauten Theaterschiffs „Rügen“ verlief wie erhofft positiv ab, so dass keine großen aufwendigen Ausbesserungsarbeiten notwendig werden. Am vergangen Wochenende überführten zwei Schlepper das 76 Meter lange und 8,2 Meter breite und bis zu 2 Meter tiefgehende Theaterschiff vom angestammten Liegeplatz an der Tiefer in Bremen nun bereits zweiten Mal zur Bredo Werft nach Bremerhaven. Denn die Versicherung aber auch die zuständigen Behörden verlangen von dem Eigner und Betreiber des schwimmenden Theaters alle fünf Jahre eine Schichtdickenmessung des Rumpfes, damit dieses seit nunmehr 20 Jahren nicht mehr fahrtüchtige Schiff, das rechtlich gesehen nur noch ein schwimmender Gegenstand ist, nicht durch Lochfrass eines Tages auf dem Grund der Weser liegt. Doch der aus Hannover angereiste Sachverständige Uwe Szonn konnte nach einer mehrstündigen Überprüfung der zum Großteil noch genieteten Außenhaut, die zuvor mit einem über 200 bar starken Wasserstrahl von Algen und Muscheln gereinigt wurde, Entwarnung geben. So wurden im Großteil des Schiffes eine Stahlstärke von 7,7 mm gemessen, wobei 5 mm gefordert sind. Die Messung an dem historischen Schiffsrumpf erfolgt per Ultraschall mit einer kleinen Messsonde, die auf vorher genau definierten Punkten der Außenhaut gesetzt wird. Hierfür hat ein Mitarbeiter der Bredo-Werft zuvor mit einer Flex die restliche Farbe vom Rumpf geschliffen, so dass Szonn die Sonde auf dem blanken Stahl zur Ultraschall-Messung aufsetzen kann. Szonn ist schon ein alter Hase in dem Geschäft und hatte nach seinem Studium zum Schiffbauingenieur in Bremen schon mehrere andere maritime Stationen absolviert. Seit mittlerweile 10 Jahren ist er als selbstständiger Sachverständiger aktiv. Sein Büro liegt dabei bewusst in Hannover, denn hier zur direkten Nähe zum Mittellandkanal fahren tagtäglich seine potentiellen Kunden vorbei. Denn bei allen auf deutschen Schifffahrtsstraßen verkehrenden Schiffen muss regelmäßig die Schichtdicke des Stahls von einem Sachverständigen geprüft werden. Somit hat Szonn mittlerweile schon mehr als 300 Schiffe geprüft und kann nach Abschluss der Prüfung des Theaterschiffes “Rügen” wieder einen positiven Prüfbericht fertigen. Wäre dies nicht der Fall, hätte die Werft noch Metallplatten auf der Außenhaut aufschweißen müssen. „Dies wäre bei der „Rügen“ möglich gewesen“, so Schakinnis, „da es sich ja um ein Gegenstand und kein Schiff mehr handelt. Wäre es noch ein Schiff mit eigenem Antrieb, hätte der beschädigte Bereich ausgeschnitten werden müssen, was wesentlich aufwendiger”. Die „Rügen“, heute Deutschlands größtes Theaterschiff, hatte schon viele Stationen in dem fast hundertjährigem Leben hinter sich, bevor Schakinnis das Binnenschiff vor 20 Jahren vor der Abwrackwerft rettete. 1924 wurde die „Rügen“ irgendwo auf einer Wiese am Rhein bei Mannheim gebaut und war seinerzeit noch 17 Meter kürzer als sie es jetzt ist. Drei Eigner hatte das Schiff, das vor allem Erz und Kohle in den beiden Laderäumen transportierte. Irgendwann wurde das Schiff dann noch um ein 17 Meter langes Stück verlängert, hierzu wurde es in der Mitte durchtrennt und eine neue Sektion, die dann aber schon geschweißt war, dazwischen gesetzt. Als der letzte Eigner der „Rügen“ das Binnenschiff um die Jahrtausendwende verkaufen wollte, fand sich kein Interessent, doch mit Schakinnis fand sich dann vor der letzten möglichen Station, der Abwrackwerft, noch eine Lösung. Für 25.000 Euro konnte Schakinnis das Schiff erwerben und baute es auf der damaligen Hegemann-Werft in Bremen zum Theaterschiff aus. Der Umbau dauerte dann rund ein halbes Jahr. Dabei wurden rund 70 Tonnen Material in das Schiff verbaut. Der Motor, das Getriebe und die Schraube des Schiffes wurden entfernt, die Schiffsdecke wurde mit Beton geschlossen, damit die Theatersäle vor Lärm von draußen geschützt sind. In der Mitte des Decks wurde ein Aufbau mit großen Glasfronten errichtet. Darin befindet sich heute eine Bar mit Sitzgelegenheiten für rund 70 Menschen, eine kleine Küche sowie sanitäre Anlagen. Wo sich einst der Maschinenraum befand sind heute der Heizraum und eine mikrobiologische Kläranlage untergebracht. Das darin gereinigte Abwasser wird dann wieder für die Toilettenspülung verwendet, klärt Schakinnis über seine damals 50.000 Euro teure Investition auf. In den ehemaligen Lagerräumen befinden sich nun heute zwei Theatersäle sowie ein kleiner Barbereich. Der kleine Theatersaal bietet 110 Plätze, im größten Theatersaal ist Platz für 176 Besucher. Maximal 350 Personen dürfen sich gleichzeitig auf dem Theaterschiff aufhalten. Die Umzugsräume für die Schauspieler sind in den ehemaligen Unterkünften der Matrosen untergebracht.
Nach derzeitiger Planung soll das Theaterschiff rund 14 Tage bei der Bredo-Werft liegen bleiben, denn nun erhält das Schiff noch einen vollständigen neuen Anstrich auf rund 600 Quadratmeter Außenhautfläche. Der Unterwasserbereich erhält wieder einen zulässigen schadstofffreien Antifoulinganstrich, der dafür sorgt, dass sich möglichst wenig Muscheln und Algen am Schiffsrumpf ansiedeln. Anschließend wird das Schiff ausgedockt, bleibt aber noch ein paar Tage in Bremerhaven, denn zeitgleich laufen auch im Inneren noch notwendige Renovierungsarbeiten. Mitte Juni geht es wieder zurück nach Bremen und lt. Spielplan beginnt der Spielbetrieb am Freitag, 23. Juni mit der Wiederaufnahme von "Weiber – Ein Mädelsabend". Das Theaterschiff macht in diesem Jahr keine Sommerpause und schhon ab 14. Juli wird dann „ABBA Klaro!“ wieder ins Programm genommen.
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