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45 Jahre alter Eimerkettenbagger wird nach Brandschaden nicht mehr repariert

  • Autorenbild: Christian Eckardt
    Christian Eckardt
  • 24. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit


Bremenports setzt verstärkt auf die Wasserinjektion zur Hafenunterhaltung


Ende November 2024 kam es in Bremen – aufgrund eines technischen Defekts – zu einem schweren Brand im Maschinenraum des Eimerkettenbaggers „Bremerhaven“ der Hafengesellschaft Bremenports. Eine Reparatur des mittlerweile 45 Jahre alten Arbeitsschiffs ist aber angesichts der Höhe der Kosten, geschätzt sind rund 2,5 Millionen Euro, und des Alters des Eimerkettenbaggers nicht zu rechtfertigen. Zudem ist nach Angaben von Bremenports nicht sicher, dass während des Werftaufenthalts weitere Schäden auftauchen. Somit sei der Reparaturbetrag nur als Richtwert und Schätzung zu verstehen – aufgrund potenziell noch verborgener Details könne der Reparaturaufwand noch steigen. Zudem würde das Schiff rund ein Jahr im Rahmen der Reparatur ausfallen.



Nach umfangreicher Prüfung und Abwägung ist daher die Entscheidung gefallen, den Eimerkettenbagger außer Dienst zu nehmen. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht“, berichtet Henry Behrends, Leiter des Geschäftsbereichs Hafenbetrieb bei Bremenports, „aber alles andere wäre wirtschaftlich nicht vernünftig, zumal das künftige, vom Senat- und den Hafenausschussmitgliedern beschlossene Nassbaggerei-Konzept für Bremen und Bremerhaven so oder so eine Außerbetriebssetzung des Arbeitsschiffs vorsieht. Das geschieht nun durch den Brand etwa zwei Jahre früher als geplant.“

Denn nach dem neuen Baggereikonzept soll zukünftig vor allem auf Wasserinjektion (WI) zur Erhaltung der Wassertiefen in den Häfen gesetzt werden. Dabei werden die Schlammablagerungen am Hafenboden durch mit entsprechenden Wasserinjektionsgeräten ausgestattete Arbeitsschiffe aufgewirbelt. Das Sediment, gelöst im Wasser, wird dann bei der nächsten Ebbe wieder Richtung Nordsee abtransportiert. „Mit der „Hol Blank“ und der „Hol Deep“ haben wir zwei entsprechende Arbeitsschiffe bereits seit langem erfolgreich im Einsatz. Mittelfristig soll ein drittes entsprechendes Schiff hinzukommen, um den WI-Bereich weiter auszubauen“, so Behrends.


In den Bereichen hinter den Schleusen, wo weiterhin konventionell gebaggert werden muss, soll nun künftig und möglichst kurzfristig statt des Eimerkettenbaggers eine gecharterte Arbeitsplattform mit Greifbagger, besetzt mit Kollegen aus der Bremenports Baggereiabteilung, zum Einsatz kommen, wie die Hafengesellschaft jetzt mitteilte. „Zudem werden wir wie schon seit Jahren zusätzlich auch Drittfirmen beauftragen, wenn es nötig ist“ erklärt Behrends. Alles in allem sei diese Gesamtlösung wirtschaftlicher als auf eine Reparatur des ehedem schon sehr wartungsanfälligen Eimerkettenbaggers zu setzen. Die Wassertiefenunterhaltung in den Häfen ist weiterhin sichergestellt.

Das Personal der Baggereiabteilung die bislang auf dem Eimerkettenbagger eingesetzt war, wird bereits jetzt für den künftigen Einsatz auf den WI-Arbeitsschiffen geschult. „Die Baggereikollegen müssen also keinesfalls durch den Brand des Eimerkettenbaggers um ihre Jobs fürchten. Im Gegenteil, wir sind froh, dass wir dieses Fachpersonal angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt haben und halten können“, betont Behrends. Nachdem auch das Hafenressort der fachlichen Einschätzung zugestimmt hat, wurden heute auch die Mitglieder des Hafenausschusses über die Außerdienst-Setzung des Eimerkettenbaggers informiert: Das altgediente Arbeitsgerät der bremischen Häfen wird nun verkauft werden, vermutlich wird es aber wohl im Schrott landen.


Der 42,4 Meter lange und antriebslose Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ wurde 1980 bei der Schichau Unterweser Werft in Bremerhaven erbaut. Bis zu 18 Meter tief kann der Bagger arbeiten und somit bis zu 570 Kubikmeter Schlamm pro Stunde von den Hafenbecken fördern.  Beim Eimerkettenbagger rotiert die Eimerkette wie beim Fahrrad um zwei Zahnräder, die in einen schmalen und langen Rahmen (Eimerleiter) eingespannt sind. Der Eimerleiter mit der Eimerkette wird bis auf eine vorher genau ermittelte Tiefe auf den Grund des Gewässers herabgelassen und durch die rotierenden Eimer wird der Schlick vom Hafenbecken aufgenommen. Wenn die Eimer den höchsten Punkt erreicht haben, kippen sie das Baggergut in einen Schacht und von dort über Rutschen in die längsseits liegenden Baggerschuten. Bremenports setzt bis zu fünf Klappschuten ein, die anschließend mit dem Schlamm nach Bremen-Seehausen zum Spüler „Seehausen“ fahren, wo der Schlamm durch ein zwei Kilometer langes Rohr zu den Spülfeldern der „Baggergutentsorgungsanlage“  gepumpt wird. Dort wird das Material auf zunächst auf Spülfeldern getrocknet und dann in der Deponie verbaut.


Ein Denkmal für 65 Jahre Schwerstarbeit



Im Vorfeld der Fischereihafen-Doppelschleuse in Bremerhaven befindet sich noch heute ein technisches Denkmal zum Thema Eimerkettenbagger und erinnert an die Schwerstarbeit auf dem Hafengrund.  Dort steht der obere Umlauf der Eimerkette das 1914 gebauten „Bagger I“, der bis 1980 die Häfen der Seestadt vom Schlick befreite  und erst dann von dem Eimerkettenbagger „Bremerhaven“ abgelöst wurde. Das als „Oberturas“ bezeichnete obere Kettenrad führte dabei die Kette der 40 Baggereimer mit einem Fassungsvermögen von jeweils 400 Litern. „Bagger I“ förderte damit in der Stunde mehr als 600 Kubikmeter Schlick aus einer Tiefe von bis zu 14 Metern, schaufelte diese in Schuten oder Leichter und war so ein  Garant für die erforderliche Tiefe und Befahrbarkeit der  Hafenbecken.

 

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