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  • AutorenbildChristian Eckardt

Arktis-Taxis für die Ablösung der Polarstern-Crew in Bremerhaven eingetroffen


Die SONNE (Vordergrund) und MARIA S.MERIAN (Hintergrund) erreichten am 13. Mai Bremerhaven, Foto C. Eckardt


Dank Alternativplan kann MOSAiC-Expedition fortgeführt werden


Die in der Arktis derzeit von dem deutschen Polar-Forschungsschiff „Polarstern“ durchgeführte MOSAiC-Expedition wird trotz Corona-Pandemie dank Unterstützung der deutschen Forschungsschiffe „Merian“ und „Sonne“ fortgesetzt. Diese trafen nach einer Werftliegezeit in Emden am späten Mittwochabend in Bremerhaven ein, wo die beiden Schiffe am kommenden Montag mit rund 100 neuen MOSAiC-Teammitgliedern in Richtung Arktis starten werden. Die Teilnehmer gingen vorab in Bremerhaven in eine kontrollierte Quarantäne und werden dabei auch mehrfach getestet. Die beiden deutschen Forschungsschiffe liegen derzeit an der Pier der Lloyd Werft in Bremerhaven und werden dort mit Proviant und weiterem Forschungsmaterial ausgerüstet. Die 2014 von der Papenburger Meyer Werft abgelieferte „Sonne“ ist rund 120 Meter lang. Die 95 Meter lange und in Rostock beheimatete „Maria S. Merian“ ist mit der Polar Class 7 zertifiziert und kann damit in mittlerem Eis bis 80 cm verkehren.


Die vom AWI durchgeführte, einjährige MOSAiC-Expedition und der nun notwendige Team-Austausch musste durch die Corona-Pandemie und dadurch bedingte internationale Grenzschließungen umorganisiert weden. Dank neuer Alternativpläne unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Betreibern der deutschen Forschungsflotte und großem Einsatz des aktuellen Expeditionsteams an Bord kann die MOSAiC-Expedtion fortgesetzt werden. Die Zwischenbilanz des Projekts zeigt: Die wertvollen Daten der kommenden Monate sind unverzichtbar für die Wissenschaft. Nach einer erfolgreichen ersten Hälfte der mehr als einjährigen Drift durch das Nordpolarmeer wird die internationale MOSAiC-Expedition durch die Corona-Pandemie vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Die massiven Einschränkungen des weltweiten Verkehrs verhinderten den dritten Austausch des Expeditionsteams, der ursprünglich für Anfang April als Flugzeug-Transfer geplant war und über die von den norwegischen Behörden wegen der Pandemie gesperrte Inselgruppe Spitzbergen stattfinden sollte. Da aus diesem Grund auch für Versorgungsfahrten vorgesehene internationale Eisbrecher derzeit keinen Personaltransfer durchführen können, hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) zusammen mit der MOSAiC-Projektleitung, den Zuwendungsgebern und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe der Universität Hamburg innerhalb weniger Wochen einen komplett neuen Alternativplan entwickelt.


Ursprünglich sollte der nächste Teamwechsel bereits vor sechs Wochen stattfinden – mit Flugzeugen von Spitzbergen aus, dem sich die „Polarstern“ nun täglich immer mehr nähert. Dieser Plan musste aufgegeben werden, da Spitzbergen bekanntlich wegen des Coronavirus Sars-CoV-2 völlig abgeschottet ist. Die Inselgruppe ist nach wie vor virusfrei. Als Alternative wurde der Plan entwickelt, den Crewwechsel später durchzuführen, und zwar per Schiff. Dafür stehen dem Alfred-Wegner-Institut nun die beiden Forschungsschiffe „Sonne“ und „Maria S. Merian“ als „Arktis-Taxi“ zur Verfügung, die die 100 internationalen Wissenschaftler und Crewmitglieder sowie Ausrüstung und Proviant in die Arktis vor Spitzbergen bringen. Die neue Mannschaft befindet sich derzeit in zwei angemieteten Hotels in Bremerhaven in Quarantäne. Für das das Treffen mit der „Sonne“ und „Maria S. Merian“ wird die „Polarstern“ ihre Driftroute verlassen und sich aktiv zu einem Punkt bei Spitzbergen bewegen, wo der Austausch in ruhigem Wasser durchgeführt werden kann. Dafür ist von Vorteil, dass die „Polarstern“ innerhalb des berechneten Korridors bereits vergleichsweise zügig nach Süden gedriftet ist. Um möglichst viele Daten von dieser Expedition mitzubringen, wird deshalb sogar überlegt, nach dem Austausch noch einmal ein Stück zurück Richtung Nordpol zu fahren und dort zu messen, wo die Arktis auch im Sommer mit Eis bedeckt ist. Das Ende der Expedition ist für den 12. Oktober 2020 geplant.


Expeditionsleiter Prof. Markus Rex vom AWI erklärte kürzlich hierzu: „Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Alternativszenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln. Dafür danken wir der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesforschungsministerium. Es war zudem durch den immensen Einsatz des Teams und die große Bereitschaft der Expeditionsteilnehmenden möglich, auch unter den aktuellen Bedingungen zwei Monate länger als geplant Klimaforschung im arktischen Eis zu betreiben. Die Fortsetzung der Expedition konnte dadurch unter äußerst widrigen Umständen gerettet werden.“


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