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  • AutorenbildChristian Eckardt

Ehemaliger DDR-Trawler „Nida“ geht von Bremerhaven zur letzten Reise zur Verschrottung



Über viele Jahre nahm der unter litauische Flagge fahrende Fischtrawler „Nida“ (IMO: 8707745) vom Basishafen Bremerhaven Kurs auf die Fanggebiete im Nordmeer, wo vornehmlich in der Schleppnetzfischerei Rotbarsch gefischt wurde. Nun verlies die „Nida“, nur noch mit einer Rumpfbesatzung besetzt, letztmalig die Seestadt zu ihrer letzten Reise nach Belgien. Im Hafen von Gent wird der 1987 auf der Volkswerft in Stralsund erbaute Gefriertrawler nun verschrottet. Schon seit geraumer Zeit war der Trawler bei verschiedenen Schiffsmaklern zum Verkauf für einen Preis von nur 500.000 US-Dollar angeboten worden.

Bei der in Klaipeda beheimateten „Nida“, die zuletzt für die niederländische Parlevliet-Tochter Atlantic High Sea Fishing registriert war, handelte es sich um einen der letzten Gefriertrawler aus der ehemaligen Großserie „Atlantik 333“, die noch bis im letzten Winter in Nordeuropa eingesetzt wurde. Diese Serie bestand ursprünglich aus 134 Einheiten, die zu Zeiten der DDR von der Volkswerft zwischen 1981 und 1987 für die damalige sowjetische Fischfangflotte und auch sieben Einheiten für die VEB Fischfang Rostock gebaut wurden.


Das Typschiff dieser aus 134 Einheiten bestehenden Großserie war die am 2. Januar 1981 für die damalige Sowjetunion bestimmte „Orlyonok“. Zwischen Dezember 1986 und September 1987 folgten dann von der Volkswerft noch sieben Trawler für das damalige Fischereikombinat der DDR, die mit bis zu 42 Besatzungsmitgliedern gefahren wurden.

Diese waren dann auch die letzten Fischereischiffe, die im Fischkombinat Rostock in Dienst gestellt wurden. Viel Mitspracherechte für die Ausstattung der Schiffe hatte das Fischkombinat seinerzeit nicht, es galt: Entweder diese Schiffe oder gar keine. Die Schiffe hatten anfangs viele technische Probleme, die erst mit der Zeit behoben werden konnten. Zudem war der Aktionsradius aber auch die Kapazität der Fischverarbeitungsanlage sehr gering, so dass die mögliche Gefrierkapazität von 30 Tonnen pro Tag nicht ausgelastet werden konnte. Zudem waren die Arbeitsbedingungen in den Verarbeitungsräumen für die Crew auf diesem Schiffstyp sehr beengt. Insgesamt konnte das Schiff 230 Tonnen Frostfisch sowie 48 Tonnen Fischmehl laden.

Nach der Wende wurde die VEB Fischfang Rostock mit seinen damals rund 8.400 Arbeitnehmern auf 40 Fangschiffen zum 30. Juni 1990 privatisiert und in fünf Gesellschaften entflochten. Die sieben Trawler der „Atlantik 333-Serie“ verkehrten für die Mecklenburger Hochseefischerei, Anteilseigner waren damals mit 60 % die isländische Akureyringa H.F., 25,1 % das Land Mecklenburg-Vorpommern und 14,9 % die Hansestadt Rostock. Die Schiffe dieser Serie mussten dann zunächst umgebaut werden um konkurrenzfähig zu sein. 1998 übernahm dann die niederländische Parlievliet-Gruppe die MHF mit vier Fischereifahrzeugen. Darunter befanden sich neben der „Dorado“ (ex Albert Glass) auch das Schwesterschiff, die ehemalige 1987 als „Wilhelm Rugheimer“ unter der Baunummer 756 abgelieferte „Nida“, die aber zunächst noch unter dem Namen „Fornax“ zum Einsatz kam.

Mit der „Nida“ verlässt nun das letzte Schiff dieser großen Schiffbauserie die nordeuropäischen Fanggebiete, einige Schiffe aus dieser Serie verkehren nach den Verkäufen an verschiedene neue Eigentümer noch in afrikanischen Gewässern und sind zeitweilig bei einem Werftaufenthalt in Las Palmas auf Gran Canaria zu sehen.

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