Foto A&R
Schleppzug wird Montagabend bei Abeking & Rasmussen in Lemwerder erwartet
Seit dem 10.08.2023 ist der Schlepper „Wulf 7“ (Pfahlzug 50 Tonnen) der Cuxhavener Reederei Otto Wulf mit dem Kasko der neuen 105 Meter langen „Scharhörn“ mit der Baunummer Baunummer 6510 auf einer über 550 Seemeilen langen Reise von Klaipeda in Litauen über die Ostsee, den Nord-Ostsee-Kanal, Elbe und Weser nach Lemwerder unterwegs. Bei Abeking & Rasmussen (A&R) erfolgt in den nächsten Monaten die finale technische Ausrüstung des ersten von drei neuen Mehrzweckschiffen für die Wasserstraßenverwaltung (WSV) des Bundes, die Ablieferung ist für 2025 vorgesehen
Am vergangen Samstag kam es dann noch in der Ostsee in deutschen Hoheitsgewässern zu einer seltenen Begegnung mit der„alten“ Namensträgerin, der 1974 auf der Rheinwerft in Walsum erbauten „Scharhörn“ (IMO 7349455) mit dem Kasko der neuen Scharhörn. Das Crewmitglied Thomas Scharbow der „Wulf 7“ nutzte den Augenblick des Zusammentreffens und hielt diesen Augenblick mit seinem Handy fest. Während der Passage des Nord-Ostsee-Kanals am Sonntag assistierte zusätzlich am Heck dann noch der Schlepper „Wulf 5“. Nach derzeitiger Planung soll der Schleppzug am frühen Abend bei Abeing & Rasmussen eintreffen, so dass dieser nach derzeitiger Planung am Nachmittag Bremerhaven passieren wird.
Foto: Thomas Scharbow
Abeking & Rasmussen hatte 2019 den Großauftrag für drei Ersatzbauten der inzwischen hochbetagten, bundeseigenen Mehrzweckschiffe erhalten. Dabei werden die Kaskos bei der litauischen Werft Western Baltija Shipbuilding in Klaipeda gefertigt.
Auch wenn der Kasko der neuen „Scharhörn“ von außen mit schwarzem Rumpf, Bundesfarben an den Seiten, Beschriftung und dem weißen Aufbau schon fast fertig vollständig aussieht, so gibt es in Lemwerder noch viel zu tun.
Foto Thomas Scharbow
Bei Abeking & Rasmussen in Lemwerder steht nun der vollständige Ausbau der gesamten Ausrüstung wie Sicherheitstechnik, Elektronik, Chemikalien- und Ölwehr-Einrichtungen, Notschlepp- und Feuerlösch-Ausrüstung und die sukzessive Inbetriebnahme der einzelnen schiffstechnischen Systeme an. Nach Abschluss der notwendigen umfangreichen Erprobungen und Probefahrten soll die neue „Scharhörn im ersten Quartal 2025 fertiggestellt und an den Auftraggeber übergeben werden. Ursprünglich sollte das erste Schiff schon 2023 in Betrieb genommen werden.
Die neuen Spezialschiffe sind für eine Geschwindigkeit von mehr als 15 Knoten ausgelegt und der Pfahlzug liegt bei mindestens 145 Tonnen. Alle drei Einheiten sollen mit LNG als Treibstoff betrieben werden. Rolls-Royce wird für die neuen Mehrzweckschiffe den gasgeschützten Antrieb liefern. Dazu sollen die Schiffe von einem gas-elektrischen Antriebssystem mit jeweils vier 3.600 Kilowatt leistenden mittelschnelllaufenden Bergen-Gasmotoren des Typs B36:45L6AG von Rolls-Royce angetrieben werden. Das Unternehmen liefert dabei nicht nur die Motoren und Generatoren, sondern bietet dem Kunden mit einem speziell entwickelten Gasschutzsystem eine besondere Lösung. Damit sind die Motoren auch dann noch betriebsfähig, wenn beispielsweise bei einer Havarie eines Gastankers die Umgebungsluft mit explosiven Gasen kontaminiert ist. „Die Motoren verbrennen zwar Gas, doch wenn dies über die Ansaugluft unkontrolliert in den Brennraum gerät, ist der Motor nicht mehr regelbar“, erläutert Rolls-Royce-Projektleiter Christian Prinz. Bei dem von Rolls-Royce entwickelten System wird die Leistung des Motors in Relation zur Gasmenge in der Ansaugluft angepasst. Kurz: Je mehr Gas sich in der Ansaugluft des Motors befindet, desto weniger Gas wird dem Motor über die Gasregelventile zugeführt. Ist die Gasmenge zu hoch, schließen spezielle Schnellschlussklappen die Gas- und Luftzufuhr und der Motor stoppt.
Die beiden weiteren Neubauten, deren Bau in Klaipdea schon weit fortgeschritten ist, sind dann als Ersatz für die 1998 erbaute „Neuwerk“ (IMO 9143984), sowie für die 1984 erbaute Mellum“ (IMO 8301981) vorgesehen, die dann 2026 bzw. 2027 abgeliefert werden sollen.
Das Volumen für diesen Gesamtauftrag wurde im Sommer 2020 durch das Bundesverkehrsministerium mit rund 600 Millionen Euro angegeben.
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