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AutorenbildChristian Eckardt

Überführung von „Schwimmdock V“ in die Karibik gestoppt – Schlepper kehrt nach einer Stunde um


Neuer Auslauftermin vermutlich Samstagfrüh Eigentlich sollte sich der Schleppzug mit dem "Schwimmdock V" schon seit über zwei Wochen mitten auf dem Atlantik mit Kurs auf Jamaica in der Karibik befinden, doch immer wieder gab es Unterbrechungen im Terminplan für die Abfahrt aus Bremerhaven. Zuletzt sorgte dann noch das Sturmtief „Poly“, dass der 74 Meter lange Hochseeschlepper „Titan“ (IMO9158666; 165 Tonnen Pfahlzug) mit dem 215 Meter langen Schwimmdock am Mittwoch die Seestadt nicht verlassen konnte.


Am Donnerstagmittag nahmen drei Hafenschlepper das Schwimmdock V, das über eine Tragfähigkeit von 20.000 t verfügt, am bisherigen Liegeplatz am Nordende vom Kaiserhafen I an den Haken. Unter den Anweisungen von zwei Hafenlotsen manövrierten die Schlepper das Dock mit einer Außenbreite von 44,3 Meter durch die 55 Meter breite Schleusendurchfahrt. Zum Stauwasser, (gegen 16.30 Uhr) spannte dann der Hochseeschlepper „Titan“ auf der Weser das Dock an. Für die Docküberführung auf der Außenweser gibt es für die Schifffahrt keine weiteren Einschränkungen, sondern nur eine besondere Rücksichtnahme, wie ein Mitarbeiter der Hafenbehörde mitteilte. Vor Ort verabschieden auch Reeder Peter Harren und der Geschäftsführer der Harren Group, Heiko Felderhof den Schleppzug, doch schon nach einer Stunde Fahrt, in Höhe des Wremer Lochs drehte der Kapitän der “Titan” wieder um, da es nicht näher benannte Probleme mit dem Schleppdraht gab. Das Schwimmdock V wurde vorübergehend an die freie Columbuskaje gelegt, damit das Problem am Schleppdraht beseitigt werden kann.


An der Columbuskaje wurde dann den ganzen Freitag über der Schleppdraht getauscht, d.h. der Ersatzdraht wird nun als “Hauptdraht” verwendet und der jetzige armdicke Hauptdraht dient dann als Ersatzdraht. Hierbei handelt es sich jeweils um 1.200 Meter Länge. Hierfür stellt die Fa. Toscani entsprechende Krankapazitäten an der Columbuskaje zur Verfügung, da die Arbeiten alle nur mit “schweren Gerät” durchgeführt werden können, händisch geht aufgrund der Gewichte überhaupt nichts. Derzeit weiß man noch nicht wie lange das alles dauert, der Plan ist aber, dass man am Samstagmorgen gegen 6.00 Uhr vom Südende der Columbuskaje verschwunden ist. Denn mit der AMERA und der COSTA FAVOLOSA liegen morgen gleich zwei Kreuzfahrtschiffe an der Columbuskaje und der aktuelle Liegeplatz der TITAN mit dem Schwimmdock am Südende wird somit für die COSTA FAVOLOSA benötigt.

Schon seit mehreren Wochen hatten Mitarbeiter von Bredo Dry Docks, dem letzten Nutzer des Schwimmdocks, dieses für die anstehende Überführungsfahrt vorbereitet. So mussten die beiden Dockkräne gesichert und die Ausleger festgesetzt werden und alle Öffnungen im Dockboden mussten aus Sicherheitsgründen zugeschweißt werden. An den Kopfenden des Docks wurden für die Überführung zwei Notanker installiert, die im Notfall mit schweren Ankerketten zu Wasser gelassen werden können.

Verkauft wurde das Schwimmdock V mit einer Tragfähigkeit von 20.000 t. schon zum Jahresanfang von der MWB Grundstücksverwaltungs GmbH des Unternehmers Dieter Petram. Dieser sah für das Dock in Bremerhaven an seinem Liegeplatz keine Verwendung mehr, zumal er einen langfristigen Pachtvertrag mit der BLG logistics für die Abfertigung von Schwerlastgütern auf einem Großteil des Areals zwischen Barkhausenstraße und Kaiserhafen I abgeschlossen hat. Neuer Eigentümer des Docks ist die bereits 2016 gegründete German Ship Repair Jamaica Limited (GSRJ), die bislang vor allem mobile Schiffsreparaturen durchführt. Hinter diesem Joint-Venture stehen der Bremer Reeder und Honorarkonsul von Jamaika, Peter Harren, der schon eine enge und langjährige Verbindung nach Jamaika hat. Der Bremer Unternehmer Uwe Kloska, Gründer der Kloska Group, hat sich dem ehrgeizigen Projekt gerne mit angeschlossen und bringt die erforderliche Expertise in der mobilen Schiffsreparatur und dem Handel mit maritimen Ersatzteilen mit. Die international renommierte HAT-SAN-Werft in der Türkei, vertreten durch Eigentümer und CEO Mustafa Pepe, schloss sich daraufhin der Gruppe an und stellt die technische und organisatorische Expertise für die Entwicklung der Infrastruktur und des Betriebs bereit. Mit dem erworbenen Schwimmdock können dann sogenannte Panmax-Schiffe, also Schiffe mit einer Breite von bis zu 32,30 Meter in Jamaica eingedockt werden. Diese Schiffsgröße läuft in der überwiegenden Mehrheit die Häfen in Jamaika an, so dass diese Dockgröße ideal für die Region geeignet ist. Zumal sich Jamaika in den letzten Jahren zum zentralen Knotenpunkt für die Schifffahrt in der Karibikregion entwickelt hat. Um den Bedarf an lokalen Arbeitskräften zu decken, hat GSRJ mit Unterstützung der jamaikanischen Regierung ein europäisch-jamaikanisches duales Ausbildungsmodell entwickelt. Die neue Schiffsreparaturwerft in Kingston soll Ende 2023 ihre Pforten öffnen. Das Schwimmdock, das bei der Maritime Authority of Jamaica registriert wird, wird dann in „Jam Dock I“ umbenannt. Die Finanzierung der Werft erfolgte im Vorfeld überwiegend in Jamaika und wurde mit Unterstützung des jamaikanischen Investmenthauses Mayberry Investments, das mehrere jamaikanische Investoren und Pensionsfonds an den Tisch brachte, sowie der Sagicor Bank, die die Kreditfinanzierung bereitstellte, realisiert, wie lokale Medien berichten. Rund 37 Millionen Dollar nehmen die Partner in der ersten Phase in die Hand, wie bei der Vorstellung des Projektes im Januar dieses Jahres in Kingston mitgeteilt wurde. Jamaikas Premierminister Andrew Holness erklärte hierzu, dass „dieses Projekt Devisen einbringen wird. Es wird hochwertige Arbeitsplätze schaffen und einen großen Beitrag zum Wohlstand unseres Landes leisten“. Holness wies weiterhin darauf hin, dass jedes Jahr etwa 3.000 Schiffsanläufe in Jamaika gezählt werden und etwa 180.000 Schiffe in der Region unterwegs sind, von denen man bei einigen entsprechende Wartungs- und Reparaturaufträge erwartet. Der CEO von GSRJ, Colonel Martin Rickman, ist der Ansicht, dass Jamaika aufgrund seiner „hervorragenden geostrategischen Lage“ für den Betrieb dieser Werft bestens geeignet sei. Fünf bis sechs Wochen wird die Überführung auf der rund 5.000 Seemeilen langen Strecke zum neuen Heimathafen in Kingston dauern. Ursprünglich war vorgesehen, dass das Dock Anfang August dort eintrifft, etwa zur gleichen Zeit mit den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten Jamaikas, dies ist aber durch die verzögerte Abfahrt hier in Bremerhaven nicht mehr möglich. Auch sonst drängt die Zeit, denn in der Karibik ist in dieser Zeit schon mit den ersten Hurrikan-Stürmen zu rechnen.

Für das 1983 auf dem Bauplatz der Gute-Hoffnungshütte (GHH) in Nordenham-Blexen erbaute Schwimmdock ist dies nun schon die dritte Atlantikquerung. Erbaut wurde es seinerzeit für eine amerikanische Marinewerft in New Orleans unter dem Namen „Jo Ann“ und wurde gleich nach der Fertigstellung von Blexen in den Süden der USA überführt. Dort verrichtete es über 20 Jahre seine Dienste bis Dieter Petram das Schwimmdock 2005 für rund 6 Millionen Dollar erwarb und mit Hilfe des Hochseeschleppers „Smit Singapore“ zurück nach Europa überführte. Allein diese Überführung soll damals schon rund anderthalb Millionen Euro gekostet haben. Der Standort der Gute-Hoffnungshütte in Blexen war zwischen 1956 bis 1990 der weltweit größte Dockbauplatz, auf dem für weltweite Kunden unter anderem 42 Schwimmdocks mit bis zu 250 m Länge gebaut wurden. 1990 wurde dieser Bauplatz auf dem Blexer-Groden geschlossen und rund 100 Mitarbeiter waren danach arbeitslos. Dann lag das Gelände lange brach und erst 2012 ließ sich Steelwind auf dem ehemaligen GHH-Areal nieder. Mit der Übergabe des 60.000 Quadratmeter großen Areals entlang der Barkhausenstraße an das Seehafen- und Logistikunternehmen BLG Logistics enden damit nach fast 90 Jahren umfangreiche und zum Teil spektakuläre Schiffbau- und Umbautätigkeiten an der 600 Meter langen Kaje an der Ostseite des Kaiserhafens I. Zunächst wurde das Grundstück für die Marine genutzt, ab 1957 für die MWB Motorenwerke GmbH. Im Jahre 1995 wurden die Betriebsteile Schiffbau sowie Motoren von Dieter Petram übernommen und als zwei Gesellschaften fortgeführt bis 2018 die Betriebsgesellschaften an die Bremerhavener Rönner-Gruppe verkauft wurde. Das gesamte Areal sowie das Schwimmdock V an der Ostseite vom Kaiserhafen l befinden bzw. befanden sich somit weiterhin im Eigentum der Petram Group, einige Gebäudeteile sind dabei an Gewerbeunternehmen vermietet. Im Rahmen der Vermietung von Flächen an die BLG logistics wurden in den vergangenen Wochen schon einige der roten markanten Backsteinbauten aus der Vorkriegszeit der ehemaligen Werkstätten und Betriebsgebäude entlang der Pier abgerissen. Auch die bisherige Betriebsstätte Kaiserhafen I von Bredo Dry Docks wurde damit geschlossen. Der zur Rönner-Gruppe gehörende Werftbetrieb soll für größere Schiffe weiterhin die Dockanlagen der benachbarten Lloyd Werft im Überseehafen benutzen. Das kleinere, 147 Meter lange „Schwimmdock VI“ von diesem Standort wird vermutlich wieder in den Kaiserhafen III an der Bückingstraße in Betrieb gehen. Dort bezieht die Werft auch Betriebsräume, die bisher von TSU genutzt wurde. Bis 2026 plant nun die BLG logistics am Kaiserhafen I eine High & Heavy-Factory für technische Dienstleistungen zu entwickeln. Die anzumietenden Frei- und Hallenflächen, inklusive der bereits installierten Kräne, ermöglichen die Montage und Demontage von Großanlagen. Neben dem geplanten Freihafen-Status ist auch die Anbindung des Geländes an die 240 Hektar große Fläche des Autoterminals ein wichtiger Aspekt - es grenzt direkt an die BLG-Flächen im Kaiserhafen. So kann die Zufahrt vom BLG-Terminal auf die diese Fläche zukünftig direkt erfolgen. Gleichzeitig sind Anlieferung und Abfuhr von High & Heavy-Gütern per Lkw auch auf und von der MWB-Fläche möglich. Bis zur abgeschlossenen Entwicklung - dazu zählt unter anderem die energetische Sanierung der Gebäude - wird BLG die Fläche zur Unterstützung und Entlastung der Kernfläche des Autoterminals nutzen.

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