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AutorenbildChristian Eckardt

AWI-Forschungsschiffsneubau „Uthörn“ auf Fassmer Werft von getauft


Im Rahmen einer Festveranstaltung wurde heute (1.11.) von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) das neue Forschungsschiff „Uthörn“ des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) auf der Fassmer Werft im niedersächsischen Berne getauft. Als erstes deutsches Seeschiff erhält der 35 Meter lange und etwa 15 Millionen Euro teure Neubau einen umweltschonenden und besonders emissionsarmen Methanol-Antrieb und setzt damit in der deutschen Seeschifffahrt neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Das Schiff soll nach Angaben des AWI nach gut zweijähriger Bauzeit im Dezember an die Wissenschaft übergeben werden und den mehr als 40 Jahre alten 30 Meter langen Vorgängerbau ablösen. In der Seeschifffahrt ist Methanol als Kraftstoff ein neues und bislang wenig erprobtes Konzept. Dennoch gibt es erfolgreiche Vorbilder, an denen sich die zwei modifizierten Diesel-Motoren orientieren, die auf der neuen „Uthörn“ zum Einsatz kommen. Zusammen haben sie eine maximale Leistung von 600 kW und liefern den Strom für zwei elektrische Fahrmotoren. Gemeinsam mit Bremerhavener Partnern aus Forschung und Industrie hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) einen Projektantrag zur Herstellung synthetischen Methanols in Bremerhaven erarbeitet, der noch in diesem Jahr bewilligt werden könnte. In einem Modellprojekt soll mit dem regenerativen Strom einer Windenergieanlage Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Aus diesem „grünen“ Wasserstoff und dem CO2 aus einer nahen Kläranlage könnte dann im nächsten Schritt „grünes“ Methanol synthetisiert werden, dessen Verbrennung lediglich das CO2 freisetzt, das bei seiner Produktion zuvor gebunden wurde. Die neue, 35,70 Meter lange und 9 Meter breite „Uthörn“ verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert. Damit bietet sie Meeresforschenden aller Disziplinen eine hervorragende Plattform, um ihr Handwerk zu erlernen – und das ist auch eine wichtige Funktion des Forschungsschiffes. Wie ihre Namensvorgängerin wird sie neben den Beiträgen zur Küstenforschung mit Studierenden die Nordsee befahren, damit diese den sicheren Umgang mit schwerem Forschungsgerät erlernen. Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung erklärte zur Taufe: „Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen ist das Gebot der Stunde. Das gilt gerade auch in der Schifffahrt. Deshalb freut es mich besonders, dass ich heute ein echtes Vorzeigeschiff taufen konnte. Die neue „Uthörn“ setzt als erstes deutsches Seeschiff mit Methanol-Antrieb Maßstäbe. Dem Alfred-Wegener-Institut und der Firma Fassmer ist ein nachhaltiges, emissionsarmes und innovatives Forschungsschiff gelungen, zu dem man nur gratulieren kann. Die „Uthörn“ ist ein weiterer Beitrag zu einer hochmodernen Forschungsflotte.“

Foto AWI

Die Direktorin vom Alfred-Wegener-Institut, Prof. Dr. Antje Boetius erklärte, „Die heutige Taufe ist ein Meilenstein in Richtung nachhaltige Infrastruktur der Meeresforschung. Nicht nur unterstützt die „Uthörn“ wichtige Forschung zum Zustand unserer Küstenmeere, ich bin auch stolz darauf, dass wir als AWI mit der neuen „Uthörn“ eine Vorreiterrolle einnehmen, um fossile Energieträger in der Schifffahrt zu ersetzen. Wenn hoffentlich ab Dezember das Projekt zum Bau der Pilotanlage zur Herstellung grünen Methanols in Bremerhaven startet, könnten wir zukünftig sogar den nachhaltigen Kraftstoff direkt vor unserer Haustür produzieren.“ Prof. Dr. Karen Wiltshire, Leiterin Küstenforschung am Alfred-Wegener-Institut: „Als zentrale Säule in der Küstenmeerforschung des AWI misst die „Uthörn“ in der Deutschen Bucht und um Helgoland regelmäßig den physikalischen, chemischen und biologischen Zustand der Nordsee. So liefert sie uns wertvolle und dringend benötigte Langzeitdaten, um den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Meeresumwelt einzuordnen. Ich freue mich auch sehr auf die Ausfahrten mit Studierenden und internationalen Nachwuchskräften, die auf der „Uthörn“ die praktischen Grundlagen der Meeresforschung erlernen.“ Harald Fassmer, geschäftsführender Gesellschafter von Fassmer: „Mit der Taufe der neuen „Uthörn“ tragen wir maßgeblich zu einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Schifffahrt bei. Gleichzeitig ist die Implementierung neuer Antriebstechnologien mit großen Herausforderungen verbunden. So waren bei Auftragserteilung weder die relevanten Vorschriften in Gänze noch die notwendigen Typenzulassungen für die vorgesehenen Antriebskomponenten verfügbar. Wir sind daher stolz darauf, zum wiederholten Male bei der Implementierung innovativer, umweltfreundlicher Antriebe Vorreiter zu sein und unsere Kompetenz beim Bau hochkomplexer Forschungsschiffe unter Beweis zu stellen.“


Was mit der seinerzeit von der Schlömer Werft in Oldersum erbauten alten “Uthörn” passieren wird, die außerhalb der Arbeitseinsätze am Liegeplatz im Handelshafen in Bremerhaven festliegt, gibt es derzeit noch keine Hinweise.

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