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  • AutorenbildChristian Eckardt

AWI-Namensschwestern treffen erstmals in Bremerhaven aufeinander



Fassmer-Neubau „Uthörn“ wird vermutlich Ende Juli abgeliefert


Am Liegeplatz des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) im Bremerhavener Fischereihafen gab es jetzt ein erstes aufeinandertreffen des alten und des neuen AWI-Forschungsschiffes mit den Namen „Uthörn“. Der rund 15 Millionen Euro teure Neubau der Fassmer-Werft aus Berne absolviert derzeit wieder Testfahrten in der Deutschen Bucht und hatte aufgrund des aufkommenden Sturmtiefs „Poly“, bei dem vom Deutschen Wetterdienst Orkanböen mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 Kilometern in der Stunde gewarnt wurde, Schutz im zukünftigen Basishafen gesucht. Nach dem Abklingen des Sturms sollen die Testfahrten fortgeführt werden. Für kommenden Montag ist dabei auch ein erster Anlauf im Heimathafen Helgoland geplant.



Der im November letzten Jahres auf der niedersächsischen Fassmer Werft von Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger getaufte, 35 Meter lange Neubau hat als erstes deutsches Seeschiff einen umweltschonenden und besonders emissionsarmen Methanol-Antrieb und setzt damit in der deutschen Seeschifffahrt neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Das Schiff sollte ursprünglich schon im Dezember an das AWI übergeben werden, aktuell wird nun eine Übergabe für Ende Juli geplant, wie eine Sprecherin des AWI auf Anfrage mitteilte.


Die neue „Uthörn“, die durch die Reederei F. Laeisz bereedert wird, verfügt über einen elektrischen Antrieb und die Energie dafür liefern zwei speziell entwickelte Verbrenner-Motoren, die mit Methanol statt mit Schiffsdiesel betrieben werden. Methanol als Kraftstoff wurde in der Schifffahrt bislang nur experimentell genutzt, gilt aber in seiner grünen Form als aussichtsreich für einen klimaneutralen Schiffsverkehr. Anders als bei der Verbrennung von Benzin, Diesel oder Schweröl gelangen bei der Verbrennung von Methanol keine Rußpartikel in die Luft. Eine Herausforderung ist die im Vergleich zum Diesel nur etwa halb so hohe Energiedichte des umweltfreundlichen Kraftstoffs. Daher verfügt die neue „Uthörn“ über deutlich größere Tanks als ihre Vorgängerin, damit sie genügend Methanol für eine weiterhin hohe Reichweite von bis zu 1.200 Seemeilen bunkern kann. Besonders auffällig ist an dem Neubau der 15 Meter hohe sogenannte Ventmast hinter der Schiffsbrücke über den unter anderem potenzielle Methanoldämpfe aus dem Schiffsinnern abgeleitet werden können.



Die neue „Uthörn“ verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert. Damit bietet sie Meeresforschenden eine hervorragende Plattform, um ihr Handwerk zu erlernen, denn auch das ist eine wichtige Funktion des in Helgoland beheimateten Forschungsschiffes. Wie die mittlerweile 41 Jahre alte Vorgängerin, wird die neue „Uthörn“ neben den Beiträgen zur Küstenforschung mit Studierenden die Nordsee befahren, damit diese den sicheren Umgang mit schwerem Forschungsgerät erlernen. Solche Ausbildungsfahrten hat auch schon die alte „Uthören“ absolviert, jede Woche lief der Forschungskutter in den Sommermonaten zu Ausbildungsfahrten in die Deutsche Bucht aus. Doch das ist nicht die einzige Aufgabe des Forschungskutters, denn dieser ist zentral für die Entnahme von Probenmaterial aus der Nordsee für die Eigen- und Gastforschung verantwortlich. Vier Wissenschaftler finden an Bord Platz und auf Tagesfahrten können bis zu 25 Personen mitgenommen werden.



Die 30 Meter lange, 1982 von der Schlömer Werft in Oldersum gebaute Namensvorgängerin „Uthörn“ ist schon seit dem Jahresende beim AWI am Liegeplatz Handelshafen aufgelegt und wird nach der vollständigen Inbetriebnahme der neuen „Uthörn“ dann wohl verkauft. Benannt sind die Forschungskutter übrigens nach der Nordseeinsel Uthörn, eine kleine Nebeninsel der nordfriesischen Nordseeinsel Sylt.

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