Foto: Eren Topcu
Cruiser „Boudicca“ war auch häufiger Gast in deutschen Häfen
Als weiteres Opfer der durch die weltweite Corona-Pandemie eingestellten Kreuzfahrten ging nun am 18.05.2021 im türkischen Aliaga das Kreuzfahrtschiff "Boudicca" zur Verschrottung an den Strand. Zuletzt verkehrte es zusammen mit dem Schwesterschiff „Black Watch“ für die britische Reederei Fred Olsen Cruises. Nach aktuellem Stand sind somit seit dem Ausbruch der Pandemie nun 25 Kreuzfahrtschiffe zum Abwracken verkauft worden, die meisten wurden dabei im türkischen Aliaga an den Strand gesetzt.
Mit dem so genannten „Beachen“ der „Boudicca“ endet das erste Schiff eines fast 50-jährigen aber sehr erfolgreichen Kreuzfahrttrios auf dem Strand. Das dritte Schwesterschiff aus dieser Serie ist die „Albatros“, die seit 2004 für Phoenix Reisen verkehrte und im letzten Jahr an einen ägyptischen Tourismusveranstalter verkauft worden ist, der das Schiff als schwimmendes Hotel in Hurghada zu vermarkten. Leider ist es zu diesem Projekt in den vergangenen Monaten sehr ruhig geworden.
Die „Boudicca“ der zuletzt in London ansässigen Reederei Fred Olsen Cruise Line wurde im Jahr erbaut 1973 von der finnischen Wärtsilä-Werft in Helsinki als „Royal Viking Sky“ unter der Baunummer 396 abgeliefert. Die drei Schwesterschiffe dieser Royal Viking-Klasse wurden im Auftrag der damals gerade gegründeten amerikanischen Kreuzfahrtreederei Royal Viking Line gebaut und waren für damalige Verhältnisse luxuriös. Als weltweit erste Kreuzfahrtschiffe befand sich auf ihnen ein doppelstöckiger Kino- beziehungsweise Theatersaal. Auch das weit oben liegende Restaurant mit großen Aussichtsfenstern und die verglaste Lounge oberhalb der Brücke waren eine Neuheit. Zudem verfügten die Schiffe über eine überproportional hohe Anzahl an Suiten.
Foto Seebeckwerft-Archiv, Sammlung C. Eckardt
Alle drei Schiffe maßen bei ihrer Inbetriebnahme knapp 178 Meter und wurden in den Jahren 1981 bis 1983 jeweils um mehr als 28 Meter im Kaiserdock der Bremerhavener Lloyd verlängert. In nur 2 Monaten erfolgte im Oktober 1982 die erfolgreiche Verlängerung des Schiffes durch Einfügen eines vorgefertigten Mittelteils. Die Passagierkapazität stieg durch diese Maßnahme auf rund 300 Personen auf über 820 Personen
Einige Jahre später wurde das Schiff zum ersten Mal verkauft, im Laufe der nächsten 25 Jahre wurde neunmal ein anderer Name für einen anderen Eigner oder Charterer auf den Rumpf geschrieben, zuletzt im Jahr 2005 der Name „Boudicca“, benannt nach einer keltischen Königin um 60 n. Chr., die gegen die römischen Besetzer kämpfte. Unter diesem Namen verkehrte das Kreuzfahrtschiff bis zuletzt.
Das zweite Schwesterschiff, die „Black Watch“ erbaut als „Royal Viking Star“, die schon seit 1996 für Fred Olsen verkehrt, zeichnet sich genauso wie ihre Schwester äußerlich durch ihre elegante Linienführung aus, während die Reederei innen auf den Geschmack des englischen Publikums eingeht.
In den letzten Jahren nahmen die beiden Schiffe immer wieder Kurs auf die Werften Blohm + Voss in Hamburg oder der Lloyd Werft in Bremerhaven wo umfangreiche Dock- und Umbauarbeiten erfolgten. Weiterhin absolvierten die Schwesterschiffe in der Vor- und Nachsaison Reisen in beliebte deutsche Hafenstädte, die unter dem Namen „German Waterways“ verkauft wurden. Dabei waren die Flottenmitglieder von Fred. Olsen einige der wenigen Reedereien die immer wieder auch die Hansestadt Bremen anliefen. Dabei diente die das Getreideterminal in Bremen-Gröpelingen als Liegeplatz, an dem Schiffe bis zu einem Tiefgang von rund 10,5 Meter anlegen können.
Im August 2020 wurden beide Schiffe infolge des Stillstandes in der weltweiten Kreuzfahrt von Fred Olsen Cruises zunächst aufgelegt und dann an ein türkisches Unternehmen verkauft. Hier war nach offiziellen Angaben ein Einsatz als schwimmende Unterkunft vorgesehen, nun ging die letzte Reise an den Strand. Es ist davon auszugehen, dass auch das Schwesterschiff „Black Watch“ demnächst beim Abwracker auf dem Strand enden wird.
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