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AutorenbildChristian Eckardt

FSRU „Transgas Force“ bei Lloyd Werft Bremerhaven eingetroffen



Einsatz ab dem Winter am LNG-Terminal in Stade liegen

Am frühen Donnerstagmorgen traf die so genannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Transgas Force“, bei der Lloyd Werft Bremerhaven ein. Wie Geschäftsführer Friedrich Norden auf Anfrage mitteilte, bleibt die bis Mitte Oktober bei der Werft um das Schiff vor allem Arbeiten im Rohrleitungsbereich für den zukünftigen Einsatz am neuen LNG-Importterminal Stade vorzubereiten.


Das Schiff mit einer Länge von 294 Meter und 47 Meter Breite hätte zwar allein gerade so durch die 305 Meter lange Kaiserschleuse gepasst, doch wäre kein Platz mehr für die Assistenzschlepper gewesen. Somit hat die „Transgas Force“ bei Stauwasser gegen 6.00 Uhr die Kaiserschleuse per Dockschleusung passiert, d.h. bei gleichem Wasserstand zwischen der Weser und den Hafenbecken, so dass beide Schleusentore geöffnet werden konnten. Rund 30 Minuten dauerte die Passage der geöffneten Kaiserschleuse. Anschließend wurde das Schiff an der erst vor ein paar Jahren vollständige sanierten Westpier im Kaiserhafen III verholt. Eine Dockung ist nicht vorgesehen und könnte auch aufgrund der Abmessungen des FSRU im großen Kaiserdock der Lloyd Werft auch nicht erfolgen.


Schon im letzten Jahr hat das deutsche, international tätige Energieunternehmen Uniper (Düsseldorf) die Vercharterung zweier FSRUs unter dem Management von Dynagas Ltd. an das Bundeswirtschaftsministerium ermöglicht, um die Gasversorgung Deutschlands zu diversifizieren und zu stärken. Dabei handelt es sich neben der „Transgas Force“ um das baugleiche Schwesterschiff „Transgas Power“. Beide wurden 2021 vom chinesischen Schiffbaukonzern Hudong-Zhonghua für die griechische Reederei Dynagas gebaut. Die Einheiten gehören nach Angaben von Uniper zu den modernsten, sichersten und umweltfreundlichsten ihrer Art und verfügen über eine Gesamtkapazität von bis zu 7,5 Mrd. Kubikmetern Erdgas pro Jahr sowie eine LNG-Speicherkapazität von 174.000 m³. Die kombinierte Kapazität entspricht etwa 30% der bisherigen russischen Gasimporte nach Deutschland.





Die nun in Bremerhaven liegende FSRU „Transgas Force“ soll nach derzeitiger Planung Ende 2023 am neuen LNG-Importterminal in Stade-Bützfleth den Betrieb aufnehmen, wobei die erste Gasabgabe von der Fertigstellung der Onshore-Installationen abhängt. Die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) zeichnet sich verantwortlich für die Planung und Umsetzung des dortigen Anlegers, im Januar erfolgte dort der erste Rammschlag. Der Einsatz der „Transgas Force“ in Stade ist derzeit bis Ende 2026 vorgesehen, denn ab Anfang 2027 ist die Ablösung durch das landseitige Zero-Emission-Terminal geplant.

„NPorts entwickelt den Energiehafen in Stade mit der neuen Deutschlandgeschwindigkeit. Klare Timings, eng abgestimmte Prozesse und die große Erfahrung von NPorts sorgen für Planungssicherheit und Geschwindigkeit für alle Beteiligten“, erklärte bei dem Festakt im Januar Johann Killinger, Geschäftsführer und Mitgesellschafter beim Hanseatic Energy Hub. „Stade leistet mit der Einbindung einer FSRU nicht nur kurzfristig einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit in Deutschland: Landterminal, Hafen, Industriepark und Anschlussinfrastruktur sind so ausgelegt, dass die Umstellung auf wasserstoffbasierte Energieträger modular analog einem Baukastensystem erfolgen kann. Damit sind wir im wahrsten Sinne des Wortes zukunftsflexibel.“


Der Eigner der „Transgas Force“, die griechische Dynagas Ltd. mit Hauptsitz in Athen, ist ein internationaler Manager von 18 modernen und hochspezialisierten LNG-Tankern und FSRUs mit einer Gesamtkapazität von rund drei Millionen Kubikmetern. Dynagas Ltd. bietet dazu auch umfassende Managementdienstleistungen an und verfügt seit 2004 über umfangreiche Erfahrungen im Bau und Management von LNG-Tankern und FSRUs mit einer ausgezeichneten Sicherheits- und Leistungsbilanz bei großen Vertragspartnern.


Wofür werden FSRU benötigt?


Flüssiggas, auch Liquified Natural Gas (LNG) genannt, ist Erdgas, das durch Druck und Kälte verflüssigt worden ist. Es wird bei minus 162 Grad flüssig und sehr kompakt: Sein Volumen verkleinert sich dann im Verhältnis 600 zu 1. Am Entlade- oder Verbrauchsort muss dieses LNG aber wieder in Gas umgewandelt werden. Neben Katar und Australien sind die USA die größten LNG-Exporteure. LNG gilt derzeit als einzige Möglichkeit, Deutschland rasch von Russlands Gaslieferungen unabhängig zu machen. 200 Schiffsladungen LNG würden ein Drittel des deutschen Jahresbedarfs decken.


Um das LNG wieder „Rück-Vergasen“ benötigt man spezielle LNG-Terminals, große industrielle Anlagen an Land, in denen das Flüssiggas erwärmt und damit wieder in Gas verwandelt wird. Erst dann kann das Gas in das Fernleitungsnetz eingespeist werden. Bislang verfügte Deutschland, da bis 2022 hauptsächlich durch günstiges russisches Gas versorgt, aber über kein einziges LNG-Terminal. Anders die Situation im übrigen Europa, denn fast alle europäischen Küstenländer haben LNG-Terminals. Ende 2021 gab es 37 derartige LNG-Terminals in Europa.


Derzeit sind weltweit rund 50 FSRUs in Betrieb Die vom Bund bereits vor über einem Jahr gecharterten FSRUs sind schwimmende Einheiten für die Lagerung und vor allem die notwendige Rückvergasung des LNG und liegen küstennah an geeigneten Spezialpiers mit Pipelines zum Land. Die LNG-Tanker legen seitlich an, pumpen ihre kalte Gas-Fracht auf das FSRU um. Auf diesem Schiff wird das Flüssiggas zunächst gespeichert, mittels Meerwasser erwärmt und dann als Gas an Land übergeben. Der Einsatz der FSRU ist eine schnelle und realisierbare Alternative zu festen LNG-Terminals. Denn erst wenn eine entsprechende Übernahme-Infrastruktur geschaffen ist, kann ohne Einsatz der FSRU Flüssiggas angelandet werden. Langfristig ist der Bau von drei festen LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade geplant.


Der erste schwimmende LNG-Terminal in Deutschland, an dem mit der „Höegh Esperanza“ das erste vom Bund eingecharterte FSRU liegt, ist die Umschlaganlage am Voslapper Groden (UVG) in Wilhelmshaven. Diese Anlage ist zum Jahresende 2022 in Betrieb gegangen. Neben den bereits eröffneten Terminal in Wilhelmshaven soll ein zweites dort bis Ende 2023 hinzukommen. Die Bauarbeiten für dieses schwimmende Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) sollen noch im Spätsommer beginnen, teilte kürzlich der Betreiber Tree Energy Solutions (TES) mit. Demnach sollen binnen weniger Wochen Leitungen und Dalben für den Anleger entstehen. Als zweites Terminalschiff soll dort dann bis zum Jahresende die „Excelsior" (138.000 m³ LNG-Speicherkapazität) anlegen. Seit diesem Winter ist zudem das Terminal in Brunsbüttel mit dem FSRU „Höegh Gannet“ in Betrieb gegangen. Neben dem Terminal in Stade entsteht auch noch eins in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern), in Hamburg hingegen wurden Pläne für ein LNG-Terminal im Hafen gestoppt

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