Einsatz ab Ende des Jahres am LNG-Importterminal in Stade
Per Dockschleusung hat die Floating Storage and Regasification Unit „Transgas Force“ (IMO 9861811) die Lloyd Werft Bremerhaven nach einem mehrmonatigen Aufenthalt wieder mit Kurs auf die Nordsee verlassen. Seit Ende Juli wurde die FSRU bei der Werft für den nun anstehenden Einsatz als schwimmender LNG-Importterminal in Stade-Bützfleth vorbereitet. Demnach standen vor allem Arbeiten im Rohrleitungsbereich auf der Agenda wie Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd Werft auf Anfrage erklärte. „Bei den Arbeiten ging es hauptsächlich um den Neubau einer Übergabestation auf der Steuerbordseite des Schiffes für den Einsatz in Stade. Dabei wurden Rohrleitungen mit einem deutlich größeren Durchmesser verbaut, wie wir sie bislang im Rohrleitungsbau im Schiffbau kannten" so Norden.
Das Schiff mit einer Länge von 294 Meter und 47 Meter Breite hätte zwar allein gerade so durch die 305 Meter lange Kaiserschleuse gepasst, doch wäre kein Platz mehr für die Assistenzschlepper gewesen. Somit hat die „Transgas Force“ bei Stauwasser gegen 5.00 Uhr am frühen Mittwochmorgen die Kaiserschleuse per Dockschleusung passiert. Bei gleichem Wasserstand zwischen der Weser und dem Hafenbecken konnten dann beide Schleusentore gleichzeitig geöffnet werden. Rund 30 Minuten dauerte dabei die Passage der geöffneten Kaiserschleuse
Im vergangenen Jahr hatte der Energiekonzern Uniper die Vercharterung zweier FSRUs unter dem Management von Dynagas an das Bundeswirtschaftsministerium bekannt gegeben, um die Gasversorgung Deutschlands zu diversifizieren. Dabei handelt es sich neben der „Transgas Force“ um das baugleiche Schwesterschiff „Transgas Power“. Beide wurden 2021 vom chinesischen Schiffbaukonzern Hudong-Zhonghua für die griechische Reederei Dynagas gebaut. Beide Schiffe gehören nach Angaben von Uniper zu den sichersten und umweltfreundlichsten ihrer Art und verfügen über eine Gesamtkapazität von bis zu 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr sowie eine LNG-Speicherkapazität von 174.000 Kubikmetern. Die kombinierte Kapazität entspricht etwa 30 Prozent der bisherigen russischen Gasimporte nach Deutschland.
Dockschleusung am 6.12.2023 morgens um 5.00 Uhr, Fotos Scheer
Dabei entwickelt N-Ports den neuen Energiehafen in Stade, der Anfang 2027 von einem landseitigen Zero-Emission-Terminal abgelöst wird. Bei dem Stader Hanseatic Energy Hub (HEH) handelt es sich um ein zukunftsflexibles Terminal für verflüssigte Gase am Industriestandort Stade, das als Baukastensystem für die Energiewende geplant wurde. In einer ersten Ausbaustufe können ab 2027 LNG sowie grüne Energieträger wie Bio-LNG und Synthetic Natural Gas (SNG) über das emissionsfreie Terminal importiert werden. Zugleich sind Terminal, Hafen, Industriepark und Anschlussinfrastruktur so ausgelegt, dass eine Umstellung auf Ammoniak als wasserstoffbasierten Energieträger modular erfolgen kann. Erst kürzlich hat der tschechische Energiekonzern ČEZ die verbleibenden Kapazitäten am Hanseatic Energy Hub (HEH) von zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr gebucht. Der Vertrag läuft über 15 Jahre und kann auf bis zu 25 Jahre inklusive Umstellung auf Ammoniak verlängert werden. Zuvor hatten sich bereits die beiden deutschen Energieversorger EnBW und SEFE langfristige Importrechte in Höhe von sechs bzw. vier Milliarden Kubikmetern pro Jahr gesichert. Auch diese Buchungen sind mit der Option auf Ammoniak umzustellen zukunftsflexibel ausgestaltet. Weitere 1,3 Milliarden Kubikmeter werden entsprechend den regulatorischen Vorgaben für den Spotmarkt bereitgehalten. Die Gesamtkapazität des emissionsfreien Terminals beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Die Ausspeiseleitung beträgt 21,7 GWh/h. Gesellschafter des HEH sind die Buss-Gruppe, Enagás, Partners Group (im Auftrag ihrer Kunden), sowie Dow. Bis zur Inbetriebnahme ist das Terminal in Stade Standort der von der Bundesregierung gecharterten FSRU„Transgas Force“.
Wofür werden FSRU benötigt?
Flüssiggas, auch Liquified Natural Gas (LNG) genannt, ist Erdgas, das durch Druck und Kälte verflüssigt worden ist. Es wird bei minus 162 Grad flüssig und sehr kompakt: Sein Volumen verkleinert sich dann im Verhältnis 600 zu 1. Am Entlade- oder Verbrauchsort muss dieses LNG aber wieder in Gas umgewandelt werden. Neben Katar und Australien sind die USA die größten LNG-Exporteure. LNG gilt derzeit als einzige Möglichkeit, Deutschland rasch von Russlands Gaslieferungen unabhängig zu machen. 200 Schiffsladungen LNG würden ein Drittel des deutschen Jahresbedarfs decken.
Um das LNG wieder „Rück-Vergasen“ benötigt man spezielle LNG-Terminals, große industrielle Anlagen an Land, in denen das Flüssiggas erwärmt und damit wieder in Gas verwandelt wird. Erst dann kann das Gas in das Fernleitungsnetz eingespeist werden. Bislang verfügte Deutschland, da bis 2022 hauptsächlich durch günstiges russisches Gas versorgt, aber über kein einziges LNG-Terminal. Anders die Situation im übrigen Europa, denn fast alle europäischen Küstenländer haben LNG-Terminals, bis Ende 2021 gab es 37 derartige LNG-Terminals in Europa.
Derzeit sind weltweit rund 50 FSRUs in Betrieb. Die vom Bund bereits vor über einem Jahr gecharterten FSRUs sind schwimmende Einheiten für die Lagerung und vor allem die notwendige Rückvergasung des LNG und liegen küstennah an geeigneten Spezialpiers mit Pipelines zum Land. Die LNG-Tanker legen seitlich an, pumpen ihre kalte Gas-Fracht auf das FSRU um. Auf diesem Schiff wird das Flüssiggas zunächst gespeichert, mittels Meerwasser erwärmt und dann als Gas an Land übergeben. Der Einsatz der FSRU ist eine schnelle und realisierbare Alternative zu festen LNG-Terminals. Denn erst wenn eine entsprechende feste Übernahme-Infrastruktur geschaffen ist, kann ohne Einsatz der FSRU Flüssiggas angelandet werden.
Der erste schwimmende LNG-Terminal in Deutschland, an dem mit der „Höegh Esperanza“ das erste vom Bund eingecharterte FSRU liegt, ist die Umschlaganlage am Voslapper Groden (UVG) in Wilhelmshaven. Diese Anlage ist zum Jahresende 2022 in Betrieb gegangen. Neben den bereits eröffneten Terminal in Wilhelmshaven soll ein zweites bis Ende 2023 von dem Betreiber Tree Energy Solutions (TES) eröffnet werden. Als zweites Terminalschiff soll dort dann die „Excelsior" (138.000 m³ LNG-Speicherkapazität) anlegen. Seitdem vergangen Winter ist zudem das Terminal in Brunsbüttel mit dem FSRU „Höegh Gannet“ und eins in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) mit der „Neptune“ in Betrieb gegangen, in Hamburg hingegen wurden Pläne für ein LNG-Terminal im Hafen gestoppt.
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