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  • AutorenbildChristian Eckardt

Lürssen-Werftengruppe stellt sich neu auf


(Foto Blohm + Voss)

Massive personelle Einschnitte bei Blohm + Voss in Hamburg

Die Unternehmensgruppe Lürssen führt den Marineschiffbau ab sofort unter der neuen Dachmarke NVL (Naval Vessels Lürssen) fort, teilte die Werft jetzt mit. Als eigenständige Gesellschaften werden alle Defence-Standorte und damit sämtliche Schiffbaukompetenzen der Defence-Sparte in der neuen NVL Group vereint. Als künftige Dachgesellschaft der NVL Group wurde das eigenständige Unternehmen NVL aus der Fr. Lürssen Werft ausgegründet. Die NVL Group verantwortet damit das gesamte Neubauspektrum sowie alle Reparaturaktivitäten von Marineschiffen und Küstenwachbooten. Neubau und Refits der Sparte Yachten werden auch in Zukunft unverändert unter der Marke Lürssen mit der Fr. Lürssen Werft als Dachgesellschaft fortgesetzt. Damit stellt die familiengeführte Bremer Unternehmensgruppe die Weichen für eine nachhaltige und langfristige Zukunftsgestaltung beider Sparten.

„Mit den Sparten Yachten und Defence bedienen wir sehr unterschiedliche und zunehmend heterogene Märkte und Zielgruppen. Zusätzlich wächst die Komplexität im zivilen wie im militärischen Schiffbau. Um unsere Kompetenzen als Schiffbauer und unsere Infrastruktur an unseren Werftstandorten optimal auszuschöpfen, haben wir uns dazu entschieden, beide Sparten klar voneinander zu trennen“, erklärt Friedrich Lürßen, Gesellschafter der Unternehmensgruppe Lürssen.

Sein Vetter und Mitgesellschafter Peter Lürßen ergänzt: „Mit dieser strategischen Entscheidung möchten wir unseren beiden Geschäftsbereichen den Gestaltungsspielraum ermöglichen, den sie brauchen, um Strukturen und Prozesse noch gezielter auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden abzustimmen. Wir sind davon überzeugt, auf diese Weise unsere nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und unsere Unternehmensgruppe nachhaltig für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen.“

Die Dachgesellschaft der NVL Group mit Sitz in Bremen-Vegesack wird gemeinsam durch Dr. Klaus Borgschulte und Tim Wagner als Sprecher sowie Dirk Malgowski und Lena Ströbele geschäftsführend geleitet.

Zur NVL Group gehören die Neubaustandorte Peene-Werft in Wolgast und Blohm+Voss in Hamburg, die Service-Aktivitäten der Lürssen Logistics, die beiden Reparaturwerften Neue Jadewerft in Wilhelmshaven und Norderwerft in Hamburg sowie Standorte in Australien, Bulgarien und Brunei.

„Die Werften der NVL Group decken das gesamte Neubau- und Reparatur-Portfolio für Marineschiffe und Küstenwachboote für den nationalen und internationalen Markt ab. Die Zusammenführung erlaubt uns, Synergien zwischen den einzelnen Standorten noch effizienter einzusetzen“, führt Klaus Borgschulte aus.

„Alle aktuellen Projekte für die Deutsche Marine und für unsere internationalen Kunden laufen unverändert unter der neuen Dachmarke weiter“, sagt Tim Wagner. „Als privat geführte Werftengruppe sind und bleiben wir unabhängig und damit sehr flexibel. Wir bieten unseren Kunden weiterhin hochwertige Spezialschiffe und dazugehörige Services.“

Unter der Marke Lürssen wird das gesamte Neubau-Portfolio der Sparte Yachten durch die traditionsreiche Bremer Fr. Lürssen Werft gemeinsam mit der Lürssen-Kröger Werft in Schacht-Audorf unverändert fortgeführt. Ebenso werden die gesamten Aktivitäten für den Bereich Yacht-Refits und -Services an den Standorten Bremen und Hamburg aus der Sparte Yachten geführt. Die Fr. Lürssen Werft als Dachgesellschaft der Sparte Yachten wird geleitet durch Peter Lürßen als Vorsitzenden, Dr. Justus Reinke, Lena Ströbele, Sebastian Rheineck und York Ilgner.

Beide Sparten mit allen zugeordneten Gesellschaften bleiben auch in Zukunft Teil der unverändert familiengeführten Unternehmensgruppe Lürssen.

Blohm + Voss verliert Reparaturgeschäft für Kreuzfahrtschiffe

Parallel wird es bei Blohm + Voss in Hamburg aber heftige Einschnitte, die aber nicht im Zusammenhang mit der angekündigten Neuordnung stehen, geben. So soll das Reparaturgeschäft für Handels- und Kreuzfahrtschiffe nach über 140 Jahre Werftgeschichte eingestellt werden. Das wurde der Belegschaft nun auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt. Ob die sechs, oft nicht ausreichend ausgelasteten Schwimmdocks an der Elbe verbleiben, soll nun bis zum Jahresende überprüft werden.

Im Jahr 2016 hatte Lürssen die Hamburger Traditionswerft für rund 230 Mio. € vom Finanzinvestor Star Capital Partners mit seinerzeit 1.000 Mitarbeitern übernommen, von denen noch rund 580 verblieben sind. Lürssen hatte seither rund 20 Mio. € in moderne Werfttechnik investiert und auch das Werftgelände deutlich um ein Drittel verkleinert. Trotzdem sollen die Kosten dem Vernehmen nach zu hoch und das Reparaturgeschäft in Hamburg deshalb international nicht mehr wettbewerbsfähig sein.

„Unser Ziel, den Standort wettbewerbsfähig und langfristig erfolgreich aufzustellen, haben wir leider noch nicht erreicht“ wird Werftchef Peter Lürßen in den Medien nach der Betriebsversammlung zitiert.

Dagegen sollen aber die Bereiche Marineschiffbau (Neubauten) und Yachts (Retrofit) auch künftig bei Blohm + Voss verbleiben. Die jetzt angekündigten Einschnitte begründet Lürssen unter anderem damit, dass der Vorschlag für eine neue, »beschäftigungssichernde« Tarifvereinbarung mit einer Laufzeit von 4,5 Jahren von den IG Metall-Mitgliedern in der Belegschaft mehrheitlich abgelehnt worden sei. Nun droht ein Stellenabbau – die geplanten Kosteneinsparungen sollen mit dem Betriebsrat noch ausgehandelt werden, heißt es.

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