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  • AutorenbildChristian Eckardt

MEIN SCHIFF 3 verlässt nach über vier Wochen Cuxhaven


Anlauf des Wohlfühlschiffes galt auch als Testlauf für mögliche Aktivierung des Kreuzfahrtstandortes


Nach mehr als einem Monat Liegezeit in Cuxhaven verabschiedet sich das Kreuzfahrtschiff MEIN SCHIFF 3 von TUI Cruise von der Stadt an der Nordsee. Nach derzeitiger Planung soll das Schiff am Samstag dann vom Oberbürgermeister und dem Vorstand der Tourismuswirtschaftsgemeinschaft mit musikalischer Begleitung vom Shanty-Chor zünftig vom Steubenhöft verabschiedet werden. Das Kreuzfahrtschiff hatte am Dienstag, 28. April 2020 am Steubenhöft festgemacht, um einem Großteil der Besatzung die Rückreise nach Hause zu ermöglichen. Insgesamt sind in den vergangenen Wochen 1.900 der zuvor 2.900 Besatzungsmitglieder aus über 60 verschiedenen Nationen in ihre Heimatländer zurückgeflogen. Insgesamt 11 Chartermaschinen hatte TUI Cruises dafür organisiert. Zuvor war eine Rückkehr in Folge der weltweiten Reiserestriktionen nicht möglich gewesen.


Nach einem, am 30. April bekannt gewordenen COVID-19-Fall an Bord der MEIN SCHIFF 3, wurde die gesamte Besatzung getestet, um eine weitere Ansteckung auszuschließen. Dabei arbeitete TUI Cruises eng mit den Behörden, dem Hafenärztlichen Dienst des Landkreises Cuxhaven, dem Gesundheitsamt Niedersachsen, der Helios Klinik Cuxhaven und den AMEOS Kliniken zusammen. Insgesamt neun Crewmitglieder hatten sich mit dem Virus infiziert. Sie wurden umgehend von Bord gebracht und isoliert. Allen Betroffenen geht es gut. Das Havariekommando koordinierte den Einsatz der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) und unterstützte so in Amtshilfe den Landkreis Cuxhaven. Unter Leitung des Havariekommandos wurde ein PSNV-Team, bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Seemannsmission, TUI Cruises und PSNV-Fachberatern des Havariekommandos für die Betreuung der isolierten Crewmitglieder an Land und der Besatzung an Bord eingesetzt. „Dank der guten und sehr kooperativen Zusammenarbeit mit allen Beteiligten konnten wir unser Vorhaben, die Crew nach Hause zu bringen erfolgreich fortsetzen. Das war ein Kraftakt, den wir aber gemeinsam gemeistert haben“, sagt Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises. Neben den Behörden vor Ort, waren auch noch die Landespolizei Niedersachsen, die Bundespolizei und der Zoll involviert. Auch Landrat Kai-Uwe Bielefeld zeigt sich erleichtert, dass das humanitäre Ziel des Anlaufs in Cuxhaven, sehr vielen Crewmitgliedern die Heimreise zu ermöglichen, erreicht werden konnte. „Durch die unerwarteten neun Covid-19 Fälle an Bord entstand zeitweilig eine wirklich herausfordernde Situation. Ich danke allen Beteiligten, die in einem weit überdurchschnittlichen Maß an Einsatzwillen und Pragmatismus gemeinsam dieses Ziel erreicht haben. Weiter allzeit gute und gesunde Fahrt für die MEIN SCHIFF 3“


Die neun mit dem Coronavirus infizierten Besatzungsmitglieder sind nach Landkreis-Angaben alle wieder genesen. Keiner von ihnen habe stationär behandelt werden müssen. Unklar ist bis heute aber, wie das bis zur Ankunft in Cuxhaven als eigentlich „Coronafreies“ geltendes Kreuzfahrtschiff“ von dem Virus infiziert wurde.


Die MEIN SCHIFF 3 nimmt von Cuxhaven Kurs auf die Deutsche Bucht, wo schon die Schwesterschiffe MEIN SCHIFF 4 und MEIN SCHIFF 6 seit mehreren Wochen auf Reede liegen. Die Schiffe bleiben nach Auskunft von TUI Cruises bis zur Wiederaufnahme des Schiffsbetriebs dort vor Anker liegen, bis auf notwendige Bunker- und Proviantaufenthalte an der Columbuskaje in Bremerhaven.


Perspektiven für den Hafen Cuxhaven


Die Hafenwirtschaft hat sich zudem mit den Anlauf der MEIN SCHIFF 3 viele Hoffnungen für eine Wiederaufnahme des Kreuzfahrtgeschäfts in Cuxhaven gemacht. Doch davon ist man an der Mündung der Elbe wohl doch noch weit entfernt. Denn hierzu bräuchte es zunächst Millioneninvestitionen in die bestehende oder eine neue Anlage an der Seebäderbrücke. Entsprechende Planspiele stellte NPorts nun vor. Cuxhaven gilt heute als wichtiger Hafen für den RoRo-Verkehr sowie für den Umschlag von Stückgütern, Stahlprodukten, Massengut, Projektladungen und PKW. Zudem hat man sich in den letzten Jahren als Standort der Offshore-Wind-Industrie positioniert. Nicht zuletzt gibt es eine lange Tradition als Fischereistandort und als Versorgungshafen für die Inseln Helgoland und Neuwerk. Aber seit fast 10 Jahren lief kein Kreuzfahrtschiff mehr den Hafen an.


Wie der niedersächsische Hafenbetreiber NPorts nun in einem Perspektivpapier beschreibt, könnte „In den Hafenbereichen Steubenhöft und Amerikahafen sowie bei der Seebäderbrücke künftig durch ein breiteres Angebot an Liegeplätzen für die Fahrgastschifffahrt eine Stärkung des Tourismusstandortes Cuxhaven erzielt werden“, heißt es jetzt. „Die strategische Ausrichtung des Hafenstandortes gelingt uns am besten, wenn wir auf die vorhandenen Fähigkeiten Cuxhavens setzen. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die langfristige Sicherung der vorhandenen Ansiedlungen sowie des Güterumschlags«, sagte NPorts-Geschäftsführer Holger Banik. Dies gelte in besonderer Weise für die Fischerei und die Fischindustrie. Der Standort habe sich zu einem übergreifenden Produktions- und Vermarktungsstandort entwickelt, »der konkurrenz- und zukunftsfähig ist.“ Das klingt derzeit dann für den Kreuzfahrttourismus noch nicht so vielversprechend, wie es sich einige Vertreter der maritimen Wirtschaft gewünscht hätten.

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