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  • AutorenbildChristian Eckardt

Nachfolgeschiff der „Walther Herwig III“ wird nochmals neu ausgeschrieben



Fischereiforschungsschiff liegt schon seit einem halben Jahr in der Werft


Eigentlich war schon alles in trockenen Tüchern, denn schon im Jahr 2017 wurde der Neubauauftrag für das in die Jahre gekommene deutsche Fischereiforschungsschiff (FFS) „Walther Herwig III“ für rund 85 Millionen Euro vergeben. Die niederländische DAMEN-Werft konnte sich seinerzeit mit dem Entwurf eines 85 Meter langen und 17 Meter breiten Schiffes mit Platz für bis zu 26 Crewmitglieder und die gleiche Anzahl an Wissenschaftlern durchsetzen. Doch in der Detailplanung gab es dann zwischen Werft und dem Auftraggeber, dem Bundeslandwirtschaftsministerium, keine Einigung. Somit wird der Neubauauftrag wieder neu ausgeschrieben und mit einer Ablieferung des Nachfolgeschiffes wird nicht vor 2025/2026 gerechnet.


so sollte der Nachfolgebau von Damen aussehen, Rendering: Damen


Wie eine Sprecherin im Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage erklärte, ist nach derzeitigem Projektstand geplant, die Überarbeitung der Bauvorschrift und die Erstellung der Ausschreibungsunterlagen alsbald zu beenden, sodass die Neuausschreibung des Ersatzbauverfahrens im vierten Quartal dieses Jahres gestartet werden kann. Dabei bleiben aber das Anforderungsprofil an das Schiff und damit die Projektgrundzüge und -eckpunkte bestehen, bis auf technisch notwendige Anpassungen und Aktualisierungen. Wie diese im Detail aussehen, dazu machte die Ministeriumssprecherin noch keine Angaben.


Auftragnehmer für das Projekt war seinerzeit die Werft DAMEN Shipyards im niederländischen Gorinchem, die Bauausführung sollte bei DAMEN Shipyards Galati in Rumänien erfolgen und das Design stammt von der norwegischen Skipsteknisk A/S. Zur technischen Ausrüstung waren unter anderem zwei große Seitenhangars, diverse Nass- und Trockenlabore und Stellplätze für Labor- und Transportcontainer geplant. Wissenschaftliche Winden, Arbeitskrane und Aussetzvorrichtungen komplettieren die Ausrüstung. Ein etwa 300 Quadratmeter großes Fischerei- und Arbeitsdeck sollte ohne Zeitverzug ermöglichen, von der Bodenfischerei auf Schwarmfischfänge umzustellen. Der Neubau sollte über Manövriereinrichtungen zur dynamischen Positionierung verfügen, also automatisch die exakte Position im Stationsbetrieb halten können. Eine hoch moderne hydroakustische Ausstattung zur nicht-invasiven Erfassung von Fischen und anderen Meeresorganismen ergänzt die wissenschaftliche Ausrüstung. Die Winden sollen Arbeiten bis zu einer Wassertiefe von 6.000 Metern ermöglichen.


Als Antrieb war ein dieselelektrischer Antrieb mit einer Kombination aus SCR-Katalysator und Partikelfilter vorgesehen. Während der Hafenliegezeiten am Thünen-Institut in Bremerhaven soll eine Landstromversorgung die benötige Energie für den Schiffsbetrieb liefern.

Auch wenn der Unterhaltungsaufwand an der 28 Jahre alten und in Bremerhaven beheimateten „Walther Herwig III" beachtlich ist, bleibt das derzeitige Fischereiforschungsschiff (FFS) bis zur Indienststellung des Ersatzbaues in Betrieb. Die „Walther Herwig III wurde am 16.12.1993 in Dienst gestellt und nach über 25-jähriger Nutzung häufen sich erwartungsgemäß die technischen Defekte – trotz kontinuierlicher Wartungsarbeiten und diverser Maßnahmen zu den Zwischenklassen und Klasseerneuerungen, wie die Sprecherin weiter erläuterte. Dabei wurden jedoch umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Antriebsanlage, aber auch weitere verschleißanfällige Gerätschaften wie Winden, Generatoren oder der Automationsanlage, vorgenommen. Insoweit stehen neben dem Fischereiforschungsschiff „Solea“ mit der „Walther Herwig III“ weiterhin ein hochseetaugliches und multidisziplinäres Fischereiforschungsschiff zur Sicherstellung der Forschungsaufträge zur Verfügung, so das Bundeslandwirtschaftsministerium. Doch aktuell liegt das Schiff noch immer in der Neuen Jadewerft in Wilhelmshaven für Wartungsarbeiten, und das schon seit Februar dieses Jahres. Durch die Corona-Pandemie haben sich unter anderem die Lieferzeiten für Ersatzteile nochmals verlängert, so dass das Schiff auf jeden Fall bis in den September hinein nicht für Forschungsfahrten zur Verfügung stehen wird.




Somit müssen die Wissenschaftler der Thünen-Institute in Bremerhaven und Rostock für ihre geplanten Fischbestandserhebungen ein anderes Schiff chartern. So erfolgt das Monitoring der Bodenfische und des Benthos in der Nordsee, die als 447. Reise der „Walther Herwig III“ geplant war, mit einer deutsch-dänischen Crew auf der „Dana“ der Danmarks Tekniske Universitet im Anschluss an den dänischen Survey vom 30.08. bis 13.09.2021.

Die 63,15 Meter lange „Walther Herwig III“ wurde zwischen 1992/1993 unter der Baunummer 167 von der ARGE Fischereiforschungsschiff in einem Zusammenschluss der beiden damals zur Hegemann-Gruppe gehörenden Werften Peenewerft in Wolgast und Rolandwerft in Berne, an der Unterweser gebaut. Das Schiff ist nach Walther Herwig benannt, dem Begründer der deutschen Hochseefischerei.

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