Neuer Frachtertyp enthält spezielles Ladungsüberwachungssystem für Elektrofahrzeuge
Mit der 199,9 Meter langen und 38 Meter breiten „Min Jiang Kou“ (IMO 9991771) traf am 1. Oktober das Schwesterschiff der „Liao He Kou“ der staatlichen chinesischen Reederei Cosco Shipping am BLG Autoterminal in Bremerhaven ein. Dort löschte das Schwesterschiff schon Anfang September rund 1.500 chinesische Neufahrzeuge verschiedener chinesischer Hersteller. Bis 2026 sollen insgesamt 16 dieser von Cosco Shipping bestellten bis zu 7.500 PKW fassenden Fachter in Fahrt kommen, um zum Beispiel die in China gebauten Automarken wie BAIC, Liuzhou Motor, BYD und Chery auf dem internationalen und europäischen Markt zu verteilen. Gebaut werden die Frachter auf der Fujian Shipbuilding Industry Group, die vom Shanghai Merchant Ship Design and Research Institute (SDARI) entworfen wurden. Ausgerüstet mit Dual-Fuel-Motoren können dieses Autofrachter sowohl mit Dieselöl als auch LNG betrieben werden.
Die Laderäume dieser neuen Cosco-Autofrachter sind mit speziellen CCTV-Kameras, einem Batteriedatenüberwachungssystem und einem Sicherheitsfrühwarnsystem, ausgestattet. Das letztgenannte System kann bis zu 5.000 Elektrofahrzeuge gleichzeitig überwachen und so das Risiko von batteriebedingten Bränden an Bord minimieren, wie die Reederei mitteilte. Das CCTV-System ist mittlerweile in die Logistikversorgungskette von COSCO Shipping integriert und ermöglicht so eine präzise Fahrzeugpositionierung während des Transports. Kunden, die die Schiffe für den Transport ihrer Fahrzeuge chartern, kennen daher den genauen Standort ihrer Fahrzeuge auf jedem der 13 Decks der Autofrachter. Mithilfe eines speziell entwickelten No-Fit-Polygon-Algorithmus (NFP) kann das intelligente Schiffsstausystem jedes PCTC außerdem eine schnelle gleichzeitige Verstauung auf mehreren Schiffen ermöglichen.
Ferner verweist die Reederei darauf, dass jedes Schiff mit zahlreichen weiteren umweltfreundlichen Technologien ausgestattet, die beim Betrieb Energie sparen und Emissionen reduzieren. So haben die neuen Autofrachter im Vergleich zu ähnlichen Schiffen, die mit herkömmlichem Dieselöl betrieben werden, 20 Prozent weniger Energieverbrauch, 27 Prozent weniger Kohlenstoffemissionen, 30 Prozent weniger NOx-Emissionen, 99 Prozent weniger SOx-Emissionen und 90 Prozent weniger Feinstaubemissionen. Bei einer typischen Rundreise von China nach Europa und zurück, kann so beispielsweise durch den Einsatz von LNG als alternativer Kraftstoff die CO2-Emissionen um mehr als 2.100 Tonnen pro Fahrt reduziert werden. Die IMO Tier III-konforme Antriebsanordnung umfasst bei diesen Neubauten auch ein Bugstrahlruder. Auf dem Oberdeck ist ausreichend Platz für die Installation von Photovoltaik-Anlage, die während der Überfahrt eine elektrische Grundlastversorgung produzieren kann.
Unabhängig von den verhängten Strafzöllen der EU auf chinesische E-Autos und der schwächelnden Nachfrage in Deutschland nach derartigen Neufahrzeugen schicken die großen chinesischen Reedereien weiterhin alle zwei bis drei Wochen Autofrachter nach Nordeuropa. Seit dem vergangenen Jahr gilt China als weltgrößter Automobilexporteur und im letzten Jahr schickte Cosco Shipping den ersten Autotransporter nach Bremerhaven und kündigte an, den Hafen künftig stärker nutzen zu wollen. Hierzu erklärte seinerzeit Karsten Dirks, Geschäftsführer des Autoterminals, dass der Anlauf ein „wichtiger strategischer Impuls sei“ die Zusammenarbeit zu stärken und auszubauen. Doch aktuell spielen die chinesischen Importe keine große Rolle für das Terminal. Rund fünf Prozent des Terminals, dass BLG logistics betreibt, sind derzeit mit Fahrzeugen aus chinesischer Produktion stammten. Bei einer Vorhaltefläche von rund 80.000 in Bremerhaven wären das somit rund 4.000 Stück.
Die erst Mitte Juli abgelieferte und unter Marshall-Flagge fahrende „Mian Jian Kou“ mit einer Kapazität für 7.500 Standardfahrzeuge (ceu) auf 13 Ladedecks befindet sich auf seiner Jungfernreise von Shanghai über Dubai, Durban, Zeebrügge nach Bremerhaven, wobei dies der letzte Löschhafen ist. Auf dieser Reise transportierte die „Min Jiang Kou“ fast 4.900 Fahrzeuge von über zehn chinesischen Marken, wobei ein Großteil schon im Hafen Jebel Ali in Dubai gelöscht wurde. Chinas Automobilindustrie expandiert derzeit rasch auf den Märkten des Nahen Ostens. Laut der China Association of Automobile Manufacturers waren zum Beispiel die VAE im Jahr 2023 der neuntgrößte Markt für chinesische Fahrzeugexporte.
Foto_ BMW
Wie ein Sprecher der BLG logistics auf Anfrage mitteilte, wurden im Osthafen in Bremerhaven nun 1.940 Fahrzeuge entladen, davon der Großteil Fahrzeuge des Herstellers BMW, vermutlich der elektrische iX3. In Shenyang, im Nordosten der Volksrepublik China, verfügt das China-Joint-Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) über mehrere Werke mit einer Produktionskapazität für jährlich 830.000 Fahrzeuge. Dort werden bereits Elektromodelle gefertigt, im Werk Dadong läuft zum Beispiel schon seit vier Jahren der elektrische iX3 vom Band, in dem Werk im Stadtteil Lydia wird der i3 eDrive 35L gebaut – eine Elektro-Version der 3er Limousine. Ab 2026 sollen in Shenyang auf Basis der Neuen Klasse weitere Modelle gebaut werden. Somit ist in der Summe gesehen der Standort von Shenyang der weltweit größte BMW-Standort. Doch nur der in Shenyang produzierte elektrische iX3 geht in den Export, die meisten übrigen BMW-Modelle aus Shenyang sind für den chinesischen Markt bestimmt.
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