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  • AutorenbildChristian Eckardt

Niederländischer Supertrawler "Margiris" wird für eine Woche bei Bredo-Werft trockengestellt



Aus dem niederländischen Ijmuiden kommend traf am Montag der 143 Meter lange und 18.3 Meter breite der so genannte Supertrawler „Margiris“ bei Bredo Dry Docking in Bremerhaven ein. Im Schwimmdock V im Kaiserhafen bleibt das Schiff für allgemeine Dockarbeiten liegen, wie Geschäftsführer Dirk Harms auf Anfrage erklärte.

Das bei Umweltverbänden nicht unumstrittene weltweit zweitgrößte Fangfabrikschiff gehört zur niederländischen Parlevliet & Van der Plas-Gruppe und ist derzeit unter litauischer Flagge für deren Tochterunternehmen Atlantic High Sea Fishing, Klaipeda, eingetragen. Das Schiff fängt mit einem bis zu 600 m langen und fast 200 m breitem Schleppnetz und kommt weltweit zum Einsatz. Täglich können so bis zu 250 Tonnen Fisch, hier vor allem Schwarmfische, an Bord verarbeitet werden, die Lagerkapazität liegt bei rund 18.000 Tonnen Fisch.


Der Rumpf der „Margiris“ war ursprünglichen Planungen zufolge für ein Verbrennungsschiff, das ab 1985 auf der American Boat Werft Tacoma erbaut wurde. Nachdem die Werft in finanzielle Schwierigkeiten geriet wurden die Bauarbeiten eingestellt. Später wurde der Rumpf dann als Hochseefischereischiff bei Mjellem & Karlsen in Norwegen fertiggestellt und kam 1997 zunächst als „Apollo Two“ in Fahrt. Später führte es auch die Namen „Siberian Enterprise“, „Atlantic Star“ und „Annelies Ilena“. Erst im Jahr 2006 nach einem Umbau auf der Bredo Werft in Bremerhaven wurde es dann in „Margiris“ umbenannt. Für einen Einsatz im Jahr 2012 in australischen Gewässern für den tasmanischen Fischkonzern Seafish Tasmania wurde das Fahrzeuge in „Abel Tasman“ umbenannt. Das Unternehmen hatte seinerzeit die Genehmigung, vor der Südküste Australiens 18.000 Tonnen Makrelen pro Jahr zu fangen. Doch nach Protesten von Umwelt- und Fischereiindustriegruppen gegen den Einsatz des „Supertrawlers“ wurde von der australischen Regierung ein Gesetz verabschiedet, dass dieser Trawler für zunächst zwei Jahre in australischen Gewässern nicht mehr fischen durfte. Daraufhin verkaufte Seafish Tasmania seinen Anteil an dem Schiff wieder an die niederländische Parlevliet & Van der Plas-Gruppe.


Im Februar 2022 sorgten Bilder von über 100.000 toten Fischen für Aufsehen, die von Bord der „Margiris“ im Atlantik vor der französischen Küste entsorgt wurden, wobei der schwebende Teppich der toten Fische, vor allem blaue Wittlinge, eine Fläche von über 3000 Quadratmetern bedeckte. Aufmerksam wurde von diesem Vorfall die Umweltorganisation Sea Shepherd France, die vermutete, dass man die Fische wohl als Beifang auf der „Margiris“ nicht verarbeiten wollte. Ein Vertreter der Schiffseigner erklärte jedoch, dass dieser Vorfall auf einen Fischnetzbruch zurückzuführen ist. Der blaue Wittling, eine Unterart des Dorschs, wird in erster Linie nicht frisch, sondern für die Massenproduktion von Fischstäbchen, Fischöl und Fischmehl genutzt.


Parlevliet & van der Plas haben nach eigenen Angaben etwa 8.000 Mitarbeiter und über 40 Fangschiffe. Zur Gruppe gehört auch die Deutsche See GmbH in Bremerhaven mit rund 1.800 Mitarbeitern. Nach eigenen Angaben sei man, zusammen mit Tochtergesellschaften, das derzeit größte Fischverarbeitende Unternehmen in Westeuropa. Weltweit gehöre man zu den Top 25. Zu den Tochtergesellschaften gehören u. a. die Doggerbank Seefischerei GmbH und GSF (German Seafrozen Fish) aus Bremerhaven sowie die Mecklenburger Hochseefischerei GmbH aus Sassnitz.


Neben der „Margiris“ setzt der niederländische Konzern noch weitere Supertrawler ein, darunter die 144 m lange „Annelies Ilena“, die 116 m große „Helen Mary“, die 140 m große „Maartje Theodora“ sowie die 125 m große „Jan Maria“. Durch den Einsatz solcher Megatrawler wird nach Angaben von Umweltschutzorganisation alles Leben beim Fischen großflächig vernichtet. Nicht geschlechtsreife Jungfische, andere Fische als die Zielfischart, Delfine, Haie oder auch Meeresschildkröten. Zusätzlich bedrohen derartige Supertrawler die Lebensgrundlage von Kleinfischern, weil sie die Küstengewässer regelrecht leer fischen, so die Argumente der Küstenfischer.


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