Erstes autonom fahrendes, elektrisch betriebenes Schiff liegt auf Eis
Vor ein paar Tagen erreichte der Kasko des ersten autonom fahrenden Schiffes, der “Yara Birkeland” im Anhang des Hochseeschleppers AMER II die norwegische Yard-Werft in Battvag. Der Kasko wurde auf der rumänischen Vard-Werft gebaut und seit Februar 2020 ist der Schleppzug auf den Weg nach Norwegen. Hier wird das Schiff mit verschiedenen Steuerungs- und Navigationssystemen ausgestattet und vor der Auslieferung an den Düngemittelhersteller Yara getestet werden sollte.
Eigentlich sollte das Schiff, auf das die gesamte maritime Wirtschaft schon seit geraumer Zeit wartet, schon im ersten Quartal 2020 fertig sein. Jetzt teilt das Unternehmen mit, dass die weitere Entwicklung des Schiffes gestoppt wurde. Als Grund nannte Yara International AS die Covid-19-Pandemie und die damit einhergehenden veränderten globalen Aussichten. Das Unternehmen will nun gemeinsam mit seinen Partnern die nächsten Schritte bewerten.
Die Entwicklung des selbstfahrenden, elektrisch betriebenen Schiffes ist eines der innovativen und technologischen Vorzeigeprojekte Norwegens, das schon in der Entwicklungsphase mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht wurde. Unter anderem erhielten Yara International ASA und das Technologieunternehmen Kongsberg als Entwickler der „Yara Birkeland“ im vergangenen Mai den Sonderpreis der Green Tech Awards in Berlin. Yara und das Technologieunternehmen Kongsberg hatten sich 2017 zusammengetan, um das weltweit erste autonome und emissionsfreie Containerschiff zu bauen.
Die „Yara Birkeland“, benannt nach dem Gründer des Unternehmens Kristian Birkeland, ist 80 Meter lang und 15 Meter breit und kann mit bis zu 120 Standardcontainern beladen werden. Angetrieben wird das Schiff von zwei Propellergondeln mit einer Leistung von jeweils 1,2 Megawatt. Damit erreicht das Schiff eine Höchstgeschwindigkeit von 10 bis 12 Knoten, 18,5 bis 22 km pro Stunde, die Reisegeschwindigkeit soll bei 6 bis 7 Knoten, 11 bis 13 km pro Stunde, liegen.
Die „Yara Birkeland“, sollte Dünger von Yaras Produktionsstätte in Porsgrunn am südlichen Oslofjord zu den Containerhäfen in Brevik und Larvik transportieren und so jährlich 40.000 Lkw-Fahrten ersetzen. Den Strom für die Motoren liefert ein Akku mit einer Kapazität von 7 bis 8 Megawattstunden. Das ermöglicht eine Reichweite von 64 Seemeilen, knapp 120 km. Der Bau des Schiffes soll 250 Millionen norwegische Kronen kosten, umgerechnet rund 26 Millionen Euro. Zur Entwicklung des Schiffes hatte Yara staatliche Fördergelder über das staatliche Unternehmen Enova in Höhe von 133,6 Millionen NOK (rund 13,7 Millionen Euro) erhalten. Nun liegt das Projekt auf Eis.
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