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Historischer Rickmers-Kran konnte in Bremerhaven erfolgreich versetzt werden

  • Autorenbild: Christian Eckardt
    Christian Eckardt
  • 5. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit



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Am Geeste-Ufer in Bremerhavens Innenstadt wurde jetzt der historische Rickmers-Kran versetzt, da die Kaje auf dem der Kran bislang stand, marode und einsturzgefährdet ist. Somit drohte, dass der Kran in die Geeste stürzen hätte können


Seit rund einem Jahr wurde in Bremerhaven an der Versetzung geplant, denn das Hauptproblem war, dass es von dem in den 50er Jahren erbauten Kran keine Bauunterlagen mehr gab, es somit auch keine Angaben zur Statik und Gewicht. Somit mussten sich die Projektverantwortlichen viele Gedanken für den notwendigen Umzug machen.

Bevor der Rickmers-Kran versetzt werden konnte, musste zunächst am neuen Standort, nur 20 Meter vom bisherigen entfernt, ein neues tragfähiges Fundament gegossen werden, dies war aber erst möglich, nachdem die Baustelle nach möglichen Munitionsresten aus dem 2. Weltkrieg abgesucht wurde. Für das neue Fundament wurden dann zunächst zwölf Gründungspfähle mit einer Länge von 23 Meter im weichen Boden versenkt, auf dem nun das Betonfundament ruht.


Verantwortlich für die Maßnahme sind die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven, da die städtische Gesellschaft für die Kajenunterhaltung und Sanierung in der Seestadt zuständig ist. Etwa 1,1 Millionen Euro kostet die Kranversetzung, wobei der Magistrat der Stadt im Vorfeld diese Maßnahme abgesegnet hatte.


Seit Ende September wurde dann von dem beauftragten Dienstleister BVT Chartering aus Bremerhaven ein großer bis zu 600 Tonnen hebender Liebherr-Raupenkran vom Typ LT 1600/2 mit einem rund 50 Meter langen Ausleger auf dem ehemaligen Werftgelände aufgebaut. Dieser Schwerlastkran wurde in den vergangenen Jahren von Liebherr in großer Stückzahl vor allem für Arbeiten in den Windparks erbaut, wobei es sich bei dem Modell 1600/2 um eine so genannte Schmalspurversion handelt, die auf engen Wegen zum Einsatz kommt. Über 200 Stück wurden von diesem Kran von Liebherr bis 2021 gefertigt, der mit einem bis zu 138 Meter Hauptausleger ausgerüstet werden kann.  Für den Einsatz in Bremerhaven wurde der Kran mit einem rund 50 Meter langen Hauptausleger aufgebaut und für ein Gewicht von rund 250 ausgestattet, da man von einem geschätzten Gewicht für den Kranausleger als auch für das Fundament von rund 130 Tonnen ausging.


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Zunächst wurde dann am vergangen Donnerstag der der obere Teil mit dem Kranführerhäuschen abgenommen, anschließend wurde das untere Kranteil auf das neue Fundament gesetzt. Durch die Feiertags- und Wochenendunterbrechung wird nun in dieser Woche das Kranoberteil wieder auf die Stahlbeinkonstruktion aufgesetzt.

Die nun erfolgte Versetzung des Krans wurde im Vorfeld mit der Denkmalschutzbehörde eng abgestimmt. Der Kran wurde am neuen Standort so positioniert, dass die Fußgänger und Radfahrer des Geestewanderwegs, nach Rückbau der Baustelle, nun direkt unter dem Bauwerk durchfahren können, damit wird das Denkmal erlebbar.


Die Rickmers Werft hatte für den Schiffbau in Bremerhaven eine besondere Bedeutung und der Kran und das verbliebene Eingangstor zur Werft sind die letzten Relikte an die Bremerhavener Werft-Ära. 1834 gründete der Schiffbauer Clasen Rickmers die Rickmers Werft. Seit 1857 hatte sie ihren Standort an der Geeste. Die Werft gibt es heute nicht mehr, diese wurde 1986 geschlossen.


Die Werft entwickelte sich zu einem angesehenen Schiffbauunternehmen in Europa und zu einem der führenden der Welt. Die Auftragslage war so gut, dass Rickmers eine eigenen Flotte schuf. Bis 1886 wurden nur Holzschiffe gebaut. Die Erben des Firmengründers stellten dann auf modernen Eisenschiffbau um. Der gut 35 Meter hohe Turmdrehkran mit einer Tragkraft von bis zu 20 Tonnen wurde 1956 von der Firma Hans Seebeck Maschinenbau-Eisenbahn GmbH in Bremerhaven-Lehe gebaut.


Der Vollportal-Turmdrehkran war von seiner Erbauung 1956 bis zur Schließung der Rickmers Werft 1986 eines der wichtigen technischen Bauwerke an diesem Standort.  Die Errichtung des Krans am damaligen Helgen I erfolgte in einer Zeit des wiedereinsetzenden Aufschwungs, nachdem 1951 auch die letzten von den Besatzungsmächten auferlegten Einschränkungen im Schiffbau weggefallen waren.


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Rickmers Werft 1987, der grüne Turmdrehkran rechts unten im Bild

Foto Wolfhard Scheer/Historisches Museum Bremerhaven



Gefertigt wurde der 35,5 Meter hohe, heute unter Denkmalschutz stehende Kran aus Stahl in Schalenbauweise. Charakteristisch für dieses Kranmodell ist die portalförmige Unterkonstruktion, bestehend aus vier Stützen, die mittels motorbetriebenen Laufwerken auf den parallel zum Helgen verlegten Schienen vor- und zurückfahren konnten. Der Kran selbst ist auf einem Drehkranz montiert, der ein Verschwenken des Auslegers in einem 360-Grad-Umkreis ermöglicht; dies kennzeichnet ihn als sogenannten Obendreher. Am Ausleger des Krans befindet sich eine Laufkatze, die ein Verfahren der Lasten an einem Haken horizontal ermöglicht. Bei einer maximalen Ausladung von 27,5 Metern betrug die Tragkraft 7,5 Tonnen die höchste Tragkraft von 20 Tonnen wurde bei einer Ausladung von maximal 10 Metern erreicht.

 

 

 
 
 

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